#2626

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 15.11.2021 16:01
von Anthea | 12.635 Beiträge

Es geht den Impfunwilligen mehr und mehr "an den Kragen".
Bundespräsident Steinmeier hat in einer Rede sinngemäß gesagt, was eigentlich noch alles passieren müsse, damit sich die Leute impfen lassen und nicht als quasi "Zeitbombe" rumlaufen.

Ein Schweizer Professor hat den Vorschlag gemacht, dass künftig Ungeimpfte, die mit einer Covid19 Infektion ins KH kommen, die Kosten selbst tragen sollten. In der Schweiz im Durchschnitt 30.000 Franken (ca. 28.500 Euro). Denn es sei eine ganz bewusste, eigene Entscheidung. Ähnlich denjenigen, die gefährliche Sportarten betreiben würden und dafür auch entsprechende Beiträge an eine Versicherung zahlen müssten. Den Abschluss einer solchen sei dann, so angeboten würde, den Impfgegnern zu empfehlen.

In Singapur werden die anfallenden Kosten bei durch Corona verursachten Klinikaufenthalt ab dem 8. Dezember bereits dem Patienten selbst in Rechnung gestellt.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#2627

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 15.11.2021 18:17
von moorhuhn | 1.489 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #2626
Es geht den Impfunwilligen mehr und mehr "an den Kragen".


Man hört förmlich, wie dich das antörnt.
Aber egal, es dauert eh nicht mehr lange, bis 2G+ kommt und die Frage nach den Kosten sich gar nicht mehr stellt, weil es weniger ums Geld geht, mehr um den Platz im KH und gesundes, fittes Personal.
In einem Interview hat der Chefarzt des Leipziger Uniklinikums gestern sinngemäß geäußert, dass seine Patientenschaft "durchwachsen" ist und neben ungeimpften Coronakranken viele Impfdurchbrüche und (man staune) ganz banale tödliche Krankheiten ohne Covidanteil behandelt werden müssen.
Er sieht eigentlich nur eine Möglichkeit, eine Eskalation abzuwenden- Zurück in die Isolation und da, wo diese nicht möglich ist 1G. Er sprach sich zwar konsequent für die Impfung aus, hat jedoch wie so einige Virologen auch gewarnt, dass Geimpften nicht damit geholfen ist, sich in Scheinsicherheit zu wiegen und im Wissen um den Buhmann ihre Kraft beim Zetern und Schimpfen zu vergeuden.
Man solle tunlichst "das Leben" vermeiden"- Unfällen vorbeugen und seine Blutdrucksenker nicht vergessen- für Knochenbrüche, Schlaganfälle und Herzinfarkte ist momentan kein Bett frei.
Ergo wird dein Frohlocken wohl bald abgemildert, weil sich auch Geimpfte wieder ordentlich einschränken müssen.

Zum Schluss noch ein Filmtipp- hab ihn schon in der Mediathek gesehen. Ich finde ihn sehr gut gemacht, allein deshalb, weil schon im März 2020, wo niemand nichts von Covid 19 wusste, ein Gesundheitssystem am Limit war und man in 18 Monaten kein Stück weiter gekommen ist, außer vielleicht in der Beschaffung von Masken und Schutzkleidung.

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft...e/27797564.html

Sich in Schuldzuweisungen ergehen, lindert keine humanitären Katastrophen, sie werden ab sofort jeden Herbst/Winter über uns hereinbrechen. Eine konsequente Aufrüstung des Gesundheitswesens in diesen 5 Monaten ist überfällig, das ist planbar und auch bezahlbar, wenn man denn andere Steuerverplemperung mal überwindet. Verbunden mit Impfangeboten und dem Einsatz anderer wirksamer Medikamente bei erfolgter Infektion könnte künftigen Winterhalbjahren der Schrecken genommen werden.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#2628

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 15.11.2021 21:50
von Dr. Yes | 1.548 Beiträge

Zitat von moorhuhn im Beitrag #2627
Aber egal, es dauert eh nicht mehr lange, bis 2G+ kommt und die Frage nach den Kosten sich gar nicht mehr stellt, weil es weniger ums Geld geht, mehr um den Platz im KH und gesundes, fittes Personal.
Es geht nicht um "fittes" Personal. Gerade auf einer Covid-ITS arbeitet das Personal physisch und psychisch am Limit, das hat mittlerweile auch Herr Liefers erkannt.

Zitat von moorhuhn im Beitrag #2627
In einem Interview hat der Chefarzt des Leipziger Uniklinikums gestern sinngemäß geäußert, dass seine Patientenschaft "durchwachsen" ist und neben ungeimpften Coronakranken viele Impfdurchbrüche und (man staune) ganz banale tödliche Krankheiten ohne Covidanteil behandelt werden müssen.
Sach bloß! Aber im Ernst: Selbst auf dem Höhepunkt der zweiten Welle Anfang Januar waren von den belegten gut 20.000 ITS-Betten knapp 6.000 Covid-Patienten. Und dass es bei 95% Grundwirksamkeit der Impfung, gefährlicheren Mutanten und Leuten mit angegriffenem Immunsystem zu Impfdurchbrüchen kommen kann (neueste Zahl knapp 0,3% der vollständig Geimpften), sollte sich mittlerweile herumgesprochen haben.

Zitat von moorhuhn im Beitrag #2627
Er sprach sich zwar konsequent für die Impfung aus, hat jedoch wie so einige Virologen auch gewarnt, dass Geimpften nicht damit geholfen ist, sich in Scheinsicherheit zu wiegen
Ich verstehe nicht, was manche Leute für ein Problem damit haben, sich umfassend und seriös zu informieren. Es war von vornherein klar, dass Impfstoffe nicht zu 100% wirken, schon im Januar wusste man, dass auch Geimpfte das Virus verbreiten können.

Zitat von moorhuhn im Beitrag #2627
... allein deshalb, weil schon im März 2020, wo niemand nichts von Covid 19 wusste
Das halte ich allerdings für ein Gerücht. Bereits Anfang März 2020 war ein Lock-down im Gespräch. Ich kann mich gut erinnern, weil ich damals in der Alten Oper war und das eine der letzten Veranstaltungen war.

Zitat von moorhuhn im Beitrag #2627
Eine konsequente Aufrüstung des Gesundheitswesens in diesen 5 Monaten ist überfällig, das ist planbar und auch bezahlbar, wenn man denn andere Steuerverplemperung mal überwindet. Verbunden mit Impfangeboten und dem Einsatz anderer wirksamer Medikamente bei erfolgter Infektion könnte künftigen Winterhalbjahren der Schrecken genommen werden.
Wieviele ITS-Betten brauchen wir, damit wir keinerlei Einschränkungen hinnehmen müssen? Und ist es human zu argumentieren, wer sich infiziert und auf der ITS landet, hat halt Pech gehabt?

Ich habe auch noch einen TV-Tipp: Servus TV, Heimatsender des österreichischen Rechtspopulismus (SZ). Dort gibt es mehrmals in der Woche Diskussionsrunden, zu denen drei bis vier Gegner der Corona-Maßnahmen (von Maskenpflicht bis Impfungen) eingeladen werden und ein Alibi-Befürworter. Da kommen dann so geistige Größen wie Monika Gruber zu Wort, die angeblich versucht hat, sich mit Corona anzustecken, und das sei ihr überhaupt nicht gelungen. Da geht Covidioten das Herz auf.



zuletzt bearbeitet 15.11.2021 21:54 | nach oben springen

#2629

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 15.11.2021 22:02
von moorhuhn | 1.489 Beiträge

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #2628
Es geht nicht um "fittes" Personal. Gerade auf einer Covid-ITS arbeitet das Personal physisch und psychisch am Limit, das hat mittlerweile auch Herr Liefers erkannt.


Nichts anderes wollte ich aussagen.
Lesen bildet.


Der frühe Vogel kann mich mal !


zuletzt bearbeitet 15.11.2021 22:03 | nach oben springen

#2630

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 15.11.2021 22:10
von Dr. Yes | 1.548 Beiträge

Manchmal gibt es halt einen Unterschied zwischen Text und Aussage. "Fittes Personal" klang jedenfalls irgendwie nach Fitness-Studio.


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#2631

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 15.11.2021 22:39
von moorhuhn | 1.489 Beiträge

Fit im Sinne von physisch und psychisch stabil, und das wird meiner Äußerung nach zur eigentlichen Kernfrage, nicht wie teuer eine Covidbehandlung ist. Man muss nur alles im Zusammenhang lesen, dann passt das schon.

Weiter unten ist dir das auch nicht so richtig gelungen- mit "wusste noch niemand nichts von Covid", meinte ich spezifische Risikogruppen, Hartnäckigkeit über sehr lange Zeit etc., bezogen war diese Aussage auf die Filmklinik und die Ärzteschaft dort, deren "neuartige" Situation man sehr gut verfolgen konnte.
Was deinen anderen Tipp angeht, erschließt sich mir kein Zusammenhang- solltest du deine eigene Kritik wohl mal beherzigen, gell.


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#2632

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 15.11.2021 22:58
von Atue (gelöscht)
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Zitat von moorhuhn im Beitrag #2627
In einem Interview hat der Chefarzt des Leipziger Uniklinikums gestern sinngemäß geäußert, dass seine Patientenschaft "durchwachsen" ist und neben ungeimpften Coronakranken viele Impfdurchbrüche und (man staune) ganz banale tödliche Krankheiten ohne Covidanteil behandelt werden müssen.


Aus Bayern wird aus einzelnen Kliniken gemeldet, dass der Anteil der GEIMPFTEN an den Corona-Intensivpatienten bei bis zu 30% liegt. Klingt also alles erschreckend.

Um das scheinbare Argument für Impfgegner aber mal deutlich zu machen:
Nehmen wir an, 100% der Deutschen wären geimpft.....was würde der Leipziger Chefarzt erzählen können:
"Auf den Intensivstationen liegen Corona-Impfdurchbrüche und ganz banale tödliche Krnakheiten ohne Covidanteil......." - also doch offensichtlich ein klares Argument gegen die Impfung! Denn Ungeimpfte fände man dann dort nie......aber wie auch? Es gäbe bei 100% Geimpften ja auch keine Ungeimpften.....

Rechnen wir also nach:
Wir haben derzeit ca. 67% der Menschen mit einem Impfschutz gegen Corona. Wäre der Anteil der Corona-Intensivpatienten bei 67% Geimpften und 23% Ungeimpften - wäre das ein klares Indiz dafür, dass die Impfung nicht schützt. Doch die Zahlen sind andere!

Als Horrormeldung gab es vereinzelte Zahlen aus Bayern, dass 30% der Corona-Intensivpatienten Geimpfte wären.
Im Schnitt sind es wohl bundesweit unter 20%. 80% bundesweit finden wir also unter den Coronapatienten Ungeimpfte. Ganz konkret bedeutet das, dass man mit einer Impfung 3-4mal weniger wahrscheinlich auf der Intensivstation landet.

Schaut man in das Zahlenmaterial ins Detail rein, dann ist die Problematik auf den Intensivstationen noch deutlicher. Denn dort sind die Geimpften Intensivpatienten regelmäßig sehr hohen Alters und meist mit Vorerkrankungen. Bei den Ungeimpften findet man hingegen auch deutlich viele aus der Altersgruppe 20-60.


In der Öffentlichkeit wird sehr viel mit Zahlen hantiert - meist auch unkritisch von den Medien übernommen, ohne dass die Zahlen aufbereitet werden. Auch das macht die Diskussion mit denen schwierig, die sich ohne selbst nachzurechnen auf scheinbar valides Zahlenmaterial stürzen und falsche Schlüsse ziehen.

Die Impfung wirkt - und wenn alle geimpft wären, hätten wir kein Problem.

So gesehen spricht alles dafür, die Kosten der 4. Welle denen zumindest anteilig zu übergeben, die ursächlich für diese 4. Welle verantwortlich sind - gerne in Form von 2G, Isolationshaft bis zur Beendigung der 2. Welle, Nachteile bei der Triage und ähnlichem mehr.

"Sie habens selbst so gewählt, nie die Jahre gezählt, nie nach Gestern und Morgen gefragt..." - Grüße an den Hannes....



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#2633

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 16.11.2021 15:30
von Dr. Yes | 1.548 Beiträge

Zitat von moorhuhn im Beitrag #2631
Weiter unten ist dir das auch nicht so richtig gelungen- mit "wusste noch niemand nichts von Covid", meinte ich spezifische Risikogruppen, Hartnäckigkeit über sehr lange Zeit etc.
Ok, man kannte nach einem halben Jahr natürlich keine Langzeitfolgen oder Mutationen, aber rückblickend ist es durchaus interessant zu lesen, wie viel man schon im März 2020 über Covid-19 wusste. "Niemand nichts" ist also leicht übertrieben.

Zitat von moorhuhn im Beitrag #2631
Was deinen anderen Tipp angeht, erschließt sich mir kein Zusammenhang
Der Zusammenhang liegt doch klar auf der Hand: Es geht um Corona, und die Beiträge mancher Covidioten sind ähnlich unterhaltsam wie der Film.


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#2634

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 16.11.2021 17:29
von moorhuhn | 1.489 Beiträge

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #2633
"Niemand nichts" ist also leicht übertrieben.


Auch wieder aus dem Zusammenhang gerissen

"...bezogen war diese Aussage auf die Filmklinik und die Ärzteschaft dort, deren "neuartige" Situation man sehr gut verfolgen konnte." (moorhuhn #2631)

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #2633
Es geht um Corona, und die Beiträge mancher Covidioten sind ähnlich unterhaltsam wie der Film.


Nun ja, unterhaltsam fand ich den Film nicht, hab ich auch nie geschrieben, deshalb verstehe ich die Message immer noch nicht.


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#2635

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 16.11.2021 17:49
von Dr. Yes | 1.548 Beiträge

Zitat von moorhuhn im Beitrag #2634
"...bezogen war diese Aussage auf die Filmklinik und die Ärzteschaft dort
Zitat von moorhuhn im Beitrag #2634
Nun ja, unterhaltsam fand ich den Film nicht

Na jut, dann eben nicht. Wobei eine "Filmklinik und die Ärzteschaft dort" nicht unbedingt repräsentativ sind (mein Traum wäre ein Krankenhausaufenthalt in der Sachsenklinik ). Im Real Life liest die Ärzteschaft durchaus wissenschaftliche Publikationen und Berichte der WHO.

Aber wenn wir schon beim Krümelsuchen sind:

Zitat
... und man in 18 Monaten kein Stück weiter gekommen ist, außer vielleicht in der Beschaffung von Masken und Schutzkleidung.

ist auch leicht übertrieben (Toilettenpapier gibt es wieder ausreichend ). Immerhin gab es bereits ein dreiviertel Jahr später hochwirksame Impfstoffe; wir könnten allerdings weiter sein, wenn es nicht so viele verantwortungslose Impfbanausen gäbe.



zuletzt bearbeitet 16.11.2021 17:58 | nach oben springen

#2636

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 16.11.2021 18:38
von moorhuhn | 1.489 Beiträge

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #2635
Wobei eine "Filmklinik und die Ärzteschaft dort" nicht unbedingt repräsentativ sind


Das stimmt, aber genau diese Situation von Überlastung, Mangel und höchster Dramatik wird aktuell aus den echten KH kommuniziert, unabhängig vom Lesen diverser wissenschaftlicher Publikationen.
Und ich bleibe dabei, diese Situation war Anfang 2020 neu und auch auf der Grundlage von theoretischem Wissen spontan eine große Überforderung.
Heute, fast 2 Jahre später basieren alle Maßnahmen darauf, die potentiellen Krankheitsfälle vorausschauend einzudämmen, an sich ja auch nicht verkehrt, aber unzureichend.
Mit dem Wissen, dass im Herbst/Winter neben den geläufigen Erkrankungen die Coronabetroffenen (geimpft und ungeimpft) verstärkt in die KH aufgenommen müssen, ergibt sich von vornherein ein erhöhter Bedarf an medizinischer Infrastruktur und Personal, der in der Politik aber nicht "zur rechten Zeit" wahrgenommen bzw. verdrängt wurde.
Insofern wiederhole ich, dass jegliche Schutzmaßnahmen und das Impfbashing reiner Aktionismus sind und von groben Versäumnissen der Politik ablenken.
Den erhöhten Betten- und Pflegebedarf für die mittleren Erkrankten könnte man mit temporären "Coronazentren" decken, in China gab/gibt es solche, das Impfzentrum in Leipzig z.B. war eine riesige beheizte und medizintechnisch voll ausgestattete Messehalle, wo Personal in den unterschiedlichsten Qualifikationen (Pflege, Ärzte, technisches Personal, Studenten, ) fast 7 Monate von Montag bis Sonntag im Einsatz war- ca. 90% kamen aus dem benachbarten Ausland, was schon wieder Bände spricht.
Egal, die Möglichkeiten flexibel zu reagieren sind vorhanden, wenn man das Problem allerdings einseitig angeht und für die finalen Erfordernisse ein paar Pfründe opfern muss, sich stattdessen mit dem erhobenen Zeigefinger und bedröppelter Miene in Angsttiraden und Drohgebärden verliert, werden sowohl Geimpfte als auch Ungeimpfte letztlich die A-karte ziehen.
Keine Ahnung, ob die Genugtuung von Geiimpften über die Ungeimpften Corona heilt, irgendwie muss das wohl so sein.


Der frühe Vogel kann mich mal !
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#2637

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 16.11.2021 20:59
von Dr. Yes | 1.548 Beiträge

Ich sagte schon einmal, was die Kritik an den Einsparungen in unserem Gesundheitswesen betrifft, bin ich bei dir. Aber man kann andererseits ein Gesundheitssystem nicht am Maximalbedarf einer lebensbedrohlichen Pandemie ausrichten, sondern braucht flankierende Maßnahmen.
Mit 33 Intensivbetten pro 100.000 Einwohnern liegt Deutschland weit an der Spitze in Europa; lediglich Österreich (29) kommt noch in die Nähe. Trotzdem stehen andere Länder heute besser da bezüglich Corona. Beispiel Spanien: Dort gibt es gerade mal 10 Intensivbetten pro 100.000 Ew, dafür hat man dort eine Impfquote von 89% und eine Inzidenz von 53 (D: 67,5% bzw. >300).

Es kann nicht sein, im Falle einer Pandemie einfach die Zahl der Intensivbetten hochzuschrauben und das war's. Ich erwarte vom Staat, dass er mich als Ü70 so gut wie möglich vor einer Ansteckung schützt, ohne dass ich mich präventiv auf unbestimmte Zeit in Quarantäne begeben muss. Die Erfahrungen einer Intensivbehandlung inklusive Beatmung wünsche ich niemandem.

Laut Daten der Luca-App betrafen Clubs, Bars, Restaurants und Festivals 90% aller Warnmeldungen; dort sind offenbar die Hotspots zu suchen. Keiner kann mir sagen, dass er nicht vorübergehend auf den Besuch eines Clubs oder einer Bar verzichten kann. Und das bringt mich auch auf ein anderes Thema: Der Staat könnte viel zielgerichteter handeln, wenn er bessere Daten zur Verfügung hätte und wenn besser kontrolliert würde. Aber dann sind sofort die "Datenschützer" auf der Matte. Die Leute stellen ihre persönlichen Daten lieber asozialen Medien zur Verfügung als dem Staat. In Nordeuropa funktioniert das besser.


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#2638

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 16.11.2021 22:51
von moorhuhn | 1.489 Beiträge

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #2637
Aber man kann andererseits ein Gesundheitssystem nicht am Maximalbedarf einer lebensbedrohlichen Pandemie ausrichten, sondern braucht flankierende Maßnahmen.


Sicher, ich habe die "flankierenden" Maßnahmen ja auch nicht in Zweifel gezogen, nur kritisiert, dass dieselben seit 20 Monaten die einzigen sind.
Und ja, alle, die momentan danach schreien, die "pandemische Lage" in Deutschland fortzuschreiben, müssen im Gegenzug das Gesundheitssystem am Maximalbedarf ausrichten. Schon allein deshalb, um all jene optimal schützen und versorgen zu können, die sich an die flankierenden Maßnahmen gehalten haben.
Man kann sich als politischer Entscheidungsträger nicht in einer (vorhersehbaren) Hochphase des Infektionsgeschehens darauf verlassen, dass polemische Grabenkämpfe und wiederholt widersprüchliche Hau-Ruck-Aktionen ein Virus zurückdrängen. Zumal immer wieder die Unmöglichkeit der kontrollierenden Durchsetzung offensichtlich wird.
G-Regeln, Testkontrolle, Quarantänebestimmungen- das meiste steht auf dem Papier, die Realität ist eine andere. Momentan gibts auf der Hotline des Gesundheitsamtes wieder die gespeicherte Empfehlung bei Verdacht einer Infektion, den Hausarzt anzurufen und die Kontakte selbst zu informieren, ganz zu schweigen von Kontrolle der Maskenpflicht und dem G- Gedöns. Erst heute besuchte ich ein Cafe, wo ich die einzige mit Maske war und ganz ohne Nachweis am Tisch Platz genommen habe. Und das in Sachsen, wo schon übermorgen noch "schärfere" Bestimmungen Einzug halten werden, die auch nur nicht kontrolliert werden.
Mag sein, dass andere Staaten andere Erfahrungen und Ergebnisse vorzuweisen haben und rigoroser in der Durchsetzung ihrer Verordnungen vorgehen, irgendwie glaub ich, dass da von Anfang an die bürgerliche Akzeptanz besser aufgestellt war, warum auch immer.
Egal, es ist wie es ist und meine Kritik bezieht sich in erster Linie auf die Scheuklappenpolitik in Bezug auf die Infrastruktur des Gesundheitswesens, weil nur dort akute Hilfe geleistet werden kann.

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #2637
Es kann nicht sein, im Falle einer Pandemie einfach die Zahl der Intensivbetten hochzuschrauben und das war\'s.


Wenn du den letzten Passus streichst, kommen wir zusammen. Also Intensivbetten im Herbst/Winter hoch und parallel dazu sinnvolle Verordnungen, die dafür sorgen, nicht trotzdem handlungsunfähig zu sein.

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #2637
Laut Daten der Luca-App betrafen Clubs, Bars, Restaurants und Festivals 90% aller Warnmeldungen; dort sind offenbar die Hotspots zu suchen. Keiner kann mir sagen, dass er nicht vorübergehend auf den Besuch eines Clubs oder einer Bar verzichten kann.


Die Betonung liegt eben auf "vorübergehend", das definiert jeder entsprechend seiner Lebenswirklichkeit anders und ist auch ein Grund, warum Pandemievorsorge in erster Linie ein flexibles und optimal aufgestelltes Gesundheitswesen braucht. Die Partygänger sind mittlerweile alle geimpft, glaubt man den 2G- Regelungen in den BL, die entweder schon bestehen oder angedacht sind.
Dein Fazit ergibt ganz klar ein weiteres Grundproblem- erst sind es die Impfgegner, danach die Lebensweisen der unterschiedlichen Generationen, die aufeinanderprallen und den Gesetzgeber auf den Plan rufen. Irgendwo muss es aber mal eine Schnittstelle geben und die sehe ich darin, dass ein optimal funktionierendes Gesundheitswesen vorhanden ist.
Niemand möchte auf der ITS landen, weder Ü70 noch Partygänger, aber die Gewissheit, dass die ITS bereit ist für den Fall der Fälle.

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #2637
Der Staat könnte viel zielgerichteter handeln, wenn er bessere Daten zur Verfügung hätte und wenn besser kontrolliert würde.


Dieses Phänomen habe ich weiter oben schon ausgeführt- die Daten sind in den meisten Fällen vorhanden, weil sich die Leutz selbst beim "Staat melden" und trotzdem wegen Überlastung ignoriert werden. Da gibt es Geschichten, die sind so grotesk, dass man noch den letzten Glauben an staatliches Gewaltmonopol verliert.


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#2639

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 16.11.2021 23:13
von Atue (gelöscht)
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Zitat von Dr. Yes im Beitrag #2637
Laut Daten der Luca-App betrafen Clubs, Bars, Restaurants und Festivals 90% aller Warnmeldungen; dort sind offenbar die Hotspots zu suchen.


Ich habe diese Aussage heute auch gelesen, und mit Verwunderung vernommen. Ich warne ausdrücklich davor, dieser Einschätzung eine zu große Bedeutung beizumessen.

Die LucaApp kann nur messen, was die Menschen ihr an Messung ermöglichen. Es ist normal, dass die Luca-App für Clubs, Bars, Restaurants und Festivals genutzt wird - es ist wenig normal, dass die Luca-App in Schulen eingesetzt wird, beim Studium, im privaten Umfeld etc. etc. etc......

Um die Daten der Luca-App richtig bewerten zu können, muss also immer mit angegeben werden, wie häufig die entsprechenden Lokationen überhaupt über Luca abgedeckt sind.

Nach meinem Bild ist genau das aber mal wieder in der Berichterstattung untergegangen.

Das bedeutet nicht, dass die Kernaussagen falsch sind - aber eben auch nicht, dass sie richtig sind. Die Luca-App kann nur die Daten liefern, für die sie eingesetzt wird - wer dann mehr daraus interpretiert, als drin steckt, der liefert unterm Strich nur die Quelle für neue Fakenews - und das ist kontraproduktiv.


Mein größter Vorwurf an die Politik ist deshalb auch, dass sie im Prinzip noch immer nach so langer Zeit der Pandemie ohne hinreichend gute Daten arbeitet. Das ist nicht nur fahrlässig - das ist grob fahrlässig!


Noch ein aktuelles ganz persönliches Erlebnis von heute abend in einem Restaurant:
Auf dem Tisch liegt ein Luca-QR-Code. Da das Restaurant genial in einem Stahlbetonbau liegt, habe ich keinen Smartphone-Empfang. Auf die Frage nach dem WLAN-Passwort sagt mir der Kellner, dass es hier auch keinen WLAN-Empfang gibt......auf die Frage, wie ich mich da in Luca einloggen soll, weiß der gute Mensch auch nicht mehr weiter.....

SO läuft die Realität in Deutschland täglich ab! Wir messen falsch, geben dann falsche Daten weiter, interpretieren dann die falschen Daten auch noch falsch und gehen dann davon aus, dass wir die richtigen Schlüsse ziehen.....

1960 hätte ich so etwas noch verstanden, in einem beliebigen Staat in Afrika vielleicht auch noch - aber in Deutschland 2021? Es ist eine Katastrophe!



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#2640

RE: Noch ist der Winter nicht um

in Medizin und Psychologie 16.11.2021 23:33
von moorhuhn | 1.489 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #2639
SO läuft die Realität in Deutschland täglich ab! Wir messen falsch, geben dann falsche Daten weiter, interpretieren dann die falschen Daten auch noch falsch und gehen dann davon aus, dass wir die richtigen Schlüsse ziehen.....


Ich benutze diese Luca- App nicht, irgendwie aus diesen Gründen.
Hinzu kommt, dass dieser ganze digitale Firlefanz bei Behörden eh nichts als Verwirrung, Überforderung und Verweigerung hervorruft.


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