in Deutschland
26.06.2018 19:12
von
moorhuhn
• | 1.488 Beiträge
Klar, SirPorthos, das ist immer eine Sache der persönlichen Wahrnehmung. Ich habe als Kind/Jugendliche auch auf dem Land gelebt, dann bin ich zum Studieren in die Stadt gezogen und hab als erstes aufgeatmet, nicht ständig unter der Kontrolle der Dorfgemeinschaft zu stehen. Sicher gibt es einige, die im Dorf ganz gemächlich vor sich hin leben, aber für mich persönlich zu viele, die sich in Tratsch, Neiddebatten und unerwünschter Teilhabe am Leben des Nachbarn ergehen. Ich hab die Stadt immer vermisst, um mich muss sich keiner "kümmern", das krieg ich alleine hin und sehe dabei oft über den Tellerrand hinaus.
in Deutschland
26.06.2018 19:20
von
SirPorthos
• | 3.127 Beiträge
Moin moorhuhn,
bei mir ist es anders. Ich habe keine Lust mehr auf die Anonymität einer Großstadt. Der Nachbar verrreckt nebenan und erst nach drei Monaten beschweren sich die Mieter über den Leichengeruch.
Na klar herrscht auf dem Dorf mehr Neugier. Na und ? Ich habe nichts zu verbergen. Wenn ich Sex mit meinem Mann habe, und die Bauern das hören, so ist es Missionierung. Denn zwischen den Bauern und ihren Frauen läuft nach vielen Jahren der Ehe gar nichts mehr.
Wenn ich hier in einer Dorfkirche nicht Bach spiele, sondern mich ans Klavier setze und Elton John spiele, "I am still standing", und dazu auch singe, dann ist das auch gut für die Bevölkerung.
Schockiert die Nation ! Es wird gut für sie sein.
Wir sind nicht grau...wir sind nicht extrovertiert, aber wir haben Farben.
Die Freiheit führt das Volk ! Eugène Delacroix
zuletzt bearbeitet 26.06.2018 19:22 |
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in Deutschland
26.06.2018 19:35
von
moorhuhn
• | 1.488 Beiträge
Ich bin da auch irgendwie ein gebranntes Kind, SirPorthos. In Jugendjahren war keine meiner Handlungen vor den Nachbarn, den Lehrern und sonstigen Leutz, die mit meinen Eltern auf Du und Du waren, sicher. Ich mochte /mag diese künstliche, teilweise heuchlerische Vertrautheit einfach nicht. Und ich bestimme gern selbst, wer was von mir wissen soll. Nicht, weil ich was zu verbergen hätte, sondern weil meine Privatsphäre niemanden etwas angeht. Das denke ich übrigens auch zu deinem Beispiel, auch wenn es flapsig gemeint ist. Wenn der Bauer keinen Sex mehr hat mit seiner Frau, ist das seine Sache, ich würde als Bauer nicht wollen, dass fremde Leute das bewerten. Das ist nämlich genau diese plumpe Vertrautheit, die ich so hasse.
in Deutschland
26.06.2018 19:59
von
woipe (gelöscht)
liebes moorhun, ich kann dich mehr als nur verstehen. für mich gab es diese von dir geschilderten momente genauso im leben. ich bin nicht umsonst aus der bayerischen provinz nach bärlin gegangen. ich wollte was anderes, hatte vom leben auf dem lande die nase voll... stadtluft macht frei - manchmal zumindest. aber auch die güllige landluft hat eine gewisse freiheit in sich... aber ich denke heute, alles beides hat seine berechtigung - jeweils zur rechten zeit.
liebes moorhuhn, lieber sirporthos,
bedenkt immer eure unterschiedlichen leben, eure herkunft, euer alter und eure gemachten erfahrungen... man kann da sicher nicht alles über einen kamm scheren und einszueins vergleichen.
"nichts habe ich mir fester zum grundsatz gemacht, als meine lebensführung nicht nach euren vorurteilen zu gestalten." seneca
zuletzt bearbeitet 26.06.2018 20:04 |
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in Deutschland
26.06.2018 21:48
von
Anthea
• | 12.626 Beiträge
Zitat von moorhuhn im Beitrag #131Moin, SirPorthos, die Landflucht sei dir gegönnt, dennoch wird auch das beschauliche Leben dort nicht halt machen vor den drängenden Problemen, die der Fahrradklempner sehr gut zusammengefasst hat.
Würde mich mal interessieren, wie im Alten Land beim Essen, in der Dorfkirche oder beim Metzger umme Ecke darüber geredet wird. Gibt es ein Flüchtlingsheim, dessen Nähe gefürchtet wird, deutsche Bedürftige, die eifersüchtig ihre Stütze verteidigen?
Einer meiner steten Sprüche ist immer: Es gibt überall solche und solche. Ich kenne sie von beiden Seiten, von der Stadt und vom Land. Denn was es immer gibt, das ist, dass manche einander nicht "grün" sind, suspekt. Und wenn ich auf das beschauliche Landleben schaue, dann gibt es auch den Spruch: Was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht... Und ein jeder hat seine "Feindbilder".
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Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
zuletzt bearbeitet 26.06.2018 21:48 |
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in Deutschland
27.06.2018 17:14
von
Findus (gelöscht)
Zitat von SirPorthos im Beitrag #140In einem Dorf fühle ich mich wohler. Das ist meine Natur. Ich verurteile niemanden, der anders denkt.
Auch Dörfer sind nicht nur idyllisch. Überkommene autoritäre Erziehungsstrukturen findest du z.B. vor allem auf dem plattem Land. Oder anderes Beispiel: Wird Atommüll in einem Salzstock auf dem Land gelagert, ist es auch mit der Idylle vorbei - außer vielleicht man strahlt vor Glück
in Deutschland
27.06.2018 19:19
von
woipe (gelöscht)
lieber musketier,
als gebürtiger münchner habe ich die ersten jahre meines lebens in der großstadt verbracht. mit einem alter von sechs jahren bin ich quer durch die stadt geradelt... dann aufs land schließlich in eine kleinstadt, zum studieren wieder nach münchen, dann landshut, bärlin, hanau, crumstadt und nun wieder hier in meiner kleinstadt in einem eingemeindeten dörflichen ortsteil. ich denke, ich kenne inzwischen alles mit all seinen vor- und nachteilen. je nach zeitpunkt hatte alles seine berechtigung... egal für was man sich entscheidet, etwas fehlt immer... von meiner natur her bin wandersmann - kein stadtmensch und auch kein landmensch. ich mag beides und kann auch beide standpunkte verstehen.
"nichts habe ich mir fester zum grundsatz gemacht, als meine lebensführung nicht nach euren vorurteilen zu gestalten." seneca
in Deutschland
27.06.2018 21:30
von
Anthea
• | 12.626 Beiträge
Sagt mal, ihr Smalltalker, worüber empört ihr euch eigentlich? Mal nachdenken, grübel... Ich ging mal zu den Wurzeln dieses Threads zurück. Also: Frau Merkel ist es nicht, Trump auch, nicht, die Flüchtlinge... Ah, es geht um "Landflucht". Oder so... Aber nix mit "Empörung". Aber das dürft ihr jetzt gerne, wenn ich euch mit sanfter Hand auf das Thema zurückzubringen versuche. Ich "Spaßbremse", ich...
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Um das Herz und den Verstand eines anderen Menschen zu verstehen, schaue nicht darauf, was er erreicht hat, sondern wonach er sich sehnt. (Khalil Gibran)
in Deutschland
27.06.2018 21:38
von
SirPorthos
• | 3.127 Beiträge
Ich sitze gerade im Garten zwischen Lavendel, Minze und Tomatenpflanzen. Das andere Grünzeug kenne ich nicht.
Ich empöre mich nicht.
Ich erhole mich.
Morgen bekomme ich endlich mein Cembalo nach vielen Irrungen und Wirrungen wegen des chaotischen Umzugs geliefert.
Dann wird präambuliert, die ganze Nacht lang. Das Instrument vermisst mich furchtbar....ich höre seinenn Ruf aus der Ferne. Hoffentlich ist es nicht aus schlechter Laune total verstimmt.