#646

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 12.06.2020 14:36
von Findus | 2.622 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #642
[quote="Findus"|p34487]Primär nicht beim einzelnen Verbraucher, dem Kleingewerbe oder dem Mittelstand. Die Steuerentlastung nutzt in der Hauptsache den Großunternehmen.


So einfach ist das auch wieder nicht. Heute produzieren Großunternehmen hochgradig arbeitsteilig - da ist in vielerlei Hinsicht der Mittelstand mit beteiligt. Und - wenn die Großunternehmen ohne zu große Dellen durch die Krise kommen, nützt auch dies dem Mittelstand.

In einer Marktwirtschaft sind Monopole und Oligopole ein Problem. Mehr Mittelstand, weniger Großunternehmen wäre im Sinne von mehr Wettbewerb sicherlich besser. Wenn hier im Forum oft genug über regionale Wirtschaftskreisläufe gesprochen wird, wird man diese - wenn man ehrlich ist - mit dem Mittelstand realisieren müssen.
Natürlich kann ich die großen Firmen "retten". Warum soll sie jedoch Papa Staat mit unser aller Steuergeld retten, wenn sie sich mit Milliardenrücklagen selbst retten können? Die Lufthansa ist da eine Ausnahme. Im Forum möchte aber eigentlich doch eh niemand mehr fliegen?
Du selbst forderst zurecht mehr Klimaschutz ein. Wie passt das mit der Rettung "überholter" Industrien zusammen?

Warum schreibe ich dir diese Antwort? Fällt dir die Widersprüchlichkeit verschiedener Positionen auf? Dann wäre das gut.
Dem entlassenen ehemaligen Kurzarbeiter nützt die Firmenrettung nichts, wenn er mangels Auftragslage trotzdem wegrationalisiert wird. Dem Klima nützt die Rettung der großen ebenso wenig, solange das Konjunkturpaket so beliebig bleibt. Und das Familien keine Lobby haben, zeigt das Konjunkturpaket schwarz auf weiß.

An den heutigen Nachrichten hat dann man meisten schockiert, dass Scholz eigene Berater das Konjunkturpaket der Regierung kritisieren.


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#647

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 17.06.2020 18:48
von Anthea | 12.634 Beiträge

Ich habe eine besondere "Störung" entwickelt.

Es gibt eigentlich nicht viel, wovor ich wirklichen Ekel empfinde. Eigentlich sieht der Corona Virus durch seine Form und Farbe von Weitem betrachtet ja wie ein schönes Schmuckstück aus Rubinen oder Granaten aus... Aber mich graust es. So habe ich beim Kauf von Brokkoli bereits eine Assoziation....

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#648

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 18.06.2020 01:58
von Atue (gelöscht)
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Zitat von Findus im Beitrag #646
In einer Marktwirtschaft sind Monopole und Oligopole ein Problem. Mehr Mittelstand, weniger Großunternehmen wäre im Sinne von mehr Wettbewerb sicherlich besser. Wenn hier im Forum oft genug über regionale Wirtschaftskreisläufe gesprochen wird, wird man diese - wenn man ehrlich ist - mit dem Mittelstand realisieren müssen.Natürlich kann ich die großen Firmen "retten". Warum soll sie jedoch Papa Staat mit unser aller Steuergeld retten, wenn sie sich mit Milliardenrücklagen selbst retten können? Die Lufthansa ist da eine Ausnahme. Im Forum möchte aber eigentlich doch eh niemand mehr fliegen?Du selbst forderst zurecht mehr Klimaschutz ein. Wie passt das mit der Rettung "überholter" Industrien zusammen?Warum schreibe ich dir diese Antwort? Fällt dir die Widersprüchlichkeit verschiedener Positionen auf? Dann wäre das gut.Dem entlassenen ehemaligen Kurzarbeiter nützt die Firmenrettung nichts, wenn er mangels Auftragslage trotzdem wegrationalisiert wird. Dem Klima nützt die Rettung der großen ebenso wenig, solange das Konjunkturpaket so beliebig bleibt. Und das Familien keine Lobby haben, zeigt das Konjunkturpaket schwarz auf weiß.An den heutigen Nachrichten hat dann man meisten schockiert, dass Scholz eigene Berater das Konjunkturpaket der Regierung kritisieren.


Ich teile diese Sichtweise nicht. In einer Marktwirtschaft sind Oligopole nicht per se ein Problem - und selbst Monopole müssen noch lange kein Problem sein. Ob sie eines sind das hängt ganz unmittelbar damit zusammen, ob und inwiefern sie die wirtschaftliche Entwicklung von besseren Unternehmen behindern.
Oligopole scheinen mir im Allgemeinen eine relativ stabile Konstruktion zu sein, die einen hohen Grad an Effizienz, Effektivität und auch Innovationskraft und Wirtschaftlichkeit hervorbringt. Entscheidend dafür, dass dem so ist, ist ob die Rahmenbedingungen stimmen.
Nehme ich mal als Beispiel den deutschen Einzelhandel - dann haben wir hier weitestgehend eine Oligopolsituation. Trotzdem geht dies nicht zu Lasten der Kunden - der Wettbewerb ist extrem hart. Auch beim Automobilmarkt würde ich eher von einem Oligopol denn von einem guten mittelständisch geprägten Markt sprechen - und dennoch reden wir darüber, dass Autos im Verhältnis zu den Einkommen ihrer Kunden relativ preiswert sind. Bei einer rein mittelständisch geprägten Wirtschaftssituation wäre das sicher anders!
Und auch bei Computern reden wir eher über ein Oligopol denn über einen typisch mittelständisch geprägten Wettbewerb.

Woher also kommt deine Skepsis gegenüber Oligopolen?


Große Unternehmen sind regelmäßig wirtschaftlicher, weil sie Masseneffekte eben gut nutzen können. Warum sollten wir als Gesellschaft auf diesen positiven Effekt verzichten wollen?

Ich bin kein Freund davon, Oligopole zu verteufeln, oder Großunternehmen als per se schädlich darzustellen. Hätten wir beispielsweise einen zersplitterten Betriebssystemmarkt mit vielen mittelständischen Unternehmen - wir wären ganz sicher weltweit mindestens 20 Jahre zurück.

Und auch die Rettung von Großunternehmen - steht diese im Widerspruch zu einer effektiven Klimapolitik?
Wohl eher nicht! Würde man beispielsweise die Lufthansa einfach pleite gehen lassen - wäre dann das Klima gerettet?
Nein - ganz sicher nicht. Die Position der Lufthansa würden dann ggf. andere Airlines einnehmen, auf die der deutsche Staat weit weniger Einfluss nehmen könnte. Die deutschen Klimaziele kann man nicht wirklich gut erreichen, wenn man nur hoffen kann, dass sich Drittstaaten zu irgendwas verpflichten lassen.....

Zeigt das Konjunkturpaket, dass Familien keine Lobby haben?
Ich denke nicht!
Tatsächlich muss man doch auch mal zur Kenntnis nehmen, dass in Deutschland auch und gerade im Bezug auf Familien vieles funktioniert, was in anderen Staaten noch nicht mal geträumt wird. In den meisten anderen Staaten gibt es keine vergleichbaren Konjunkturpakete - und wenn da Papa arbeitslos wird, weil es keine Kurzarbeit gibt - dann bleibt die betroffene Familie auf den zugehörigen Kosten einfach sitzen!

Also - klar, es geht immer auch noch mehr und man könnte es sicher besser machen.....nur - realistisch betrachtet macht Deutschland für ziemlich viele Gruppen derzeit ziemlich viel. Auch, weil wir es können, weil wir finanziell gut da stehen, weil wir überhaupt dazu in der Lage sind.
Dass man es besser machen könnte - ich denke, das denkt auch jeder! Nur - die Politik muss auch was präsentieren, was mehrheitsfähig ist. Und: Meine Sichtweise dazu, wie man es besser machen SOLLTE, halte ich für valide - aber leider zu viele andere nicht.

Unterm Strich halte ich das, was vereinbart wurde, für gar nicht so schlecht. Es ist ein gesellschaftlicher Kompromiss. Und der Kompromiss ist darauf ausgerichtet, dass möglichst wenig Schaden passiert, und möglichst viele möglichst unbeschadet durch die Krise insgesamt kommen.

Ich hätte mir mal da mal dort ein wenig mehr erwartet und erhofft - und ich denke, dass die Regierung unterm Strich bezüglich Reformen in Richtung Nachhaltigkeit hinter ihren Möglichkeiten bleibt - trotzdem zolle ich dem Gesamtpaket unterm Strich auch Respekt.

Wenn wir uns alternativ über gänzlich andere Politikansätze verständigen wollen, bei denen per se die Familien im Vordergrund stehen, und Wettbewerb per se auf Nachhaltigkeit umgestellt wird - dann mache ich da gerne mit - allerdings bewegen wir uns dann politisch im Schlaraffenland und ähnliches.....wenn es konkreter darum geht, wirklich Machbares realistisch zu besprechen, dann reden wir eher über das, was auch gesellschaftlich wirklich machbar ist.

Ich entwickle gerne ein paar Utopien - über die wir auch gerne reden können.
Im Zusammenhang hier denke ich aber, dass die Regierung ausnahmsweise auch mal ein wenig Lob verdient hat, und gar keinen so ganz schlechten Job gemacht hat.

Trotzdem ändere ich meine Wahlentscheidung auch bei der nächsten Wahl nicht - und werde mein bestes geben, dass starke Positionen aus dem Umfeld der grünen Opposition dann stärker werden.



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#649

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 19.06.2020 15:32
von Findus | 2.622 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #648

Wenn wir uns alternativ über gänzlich andere Politikansätze verständigen wollen, bei denen per se die Familien im Vordergrund stehen, und Wettbewerb per se auf Nachhaltigkeit umgestellt wird - dann mache ich da gerne mit - allerdings bewegen wir uns dann politisch im Schlaraffenland und ähnliches.....wenn es konkreter darum geht, wirklich Machbares realistisch zu besprechen, dann reden wir eher über das, was auch gesellschaftlich wirklich machbar ist.


Politisches Schlaraffenland ist das, was derzeit an sinnlosem Geldausgeben stattfindet. Nichts dagegen, wenn Hilfsgelder dorthin gehen, wo sie gebraucht werden. Wenn jeder - und eben auch die Großunternehmen mit zumeist Milliardenreserven - Hilfsgelder möchte und deswegen nach Papa Staat schreit, dann führt das schnell an die finanziellen Grenzen des machbaren. Auch mit Keynesianismus oder "sozialdemokratischer" Wirtschaftspolitik hat das Ausschütten eines großen Füllhorns wenig bis gar nichts zu tun.
Nicht nur Monopole tragen dazu bei, dass Wettbewerb verhindert und ohne Plan die Fördergießkanne ausgeschüttet wird. Gleiches tun auch Oligopole. So funktioniert weder Marktwirtschaft noch ein möglicher alternativer Ansatz des Wirtschaftens.

Und die Antwort auf die Frage, warum dir auf einmal die Lufthansa wichtiger ist als der Klimaschutz, die bist du mir obendrein schuldig gelieben.


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#650

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 20.06.2020 08:57
von Findus | 2.622 Beiträge

Eine Studie aus Baden-Württemberg lässt erfreut aufhorchen: Kinder unter 10 Jahren erkranken weniger häufig an Covid-19 als Erwachsene. Die vier Baden-Würrtenberg´schen Unikliniken untersuchten 2466 Kinder sowie jeweils einen Elternteil.
Zumindest bezogen auf Baden-Württemberg lässt sich festhalten, dass Kinder unter 10 nur 42% des Infektionsrisikos eines Erwachsenen tragen. Weitere Forschung in anderen Bundesländern erscheint notwendig um ein Bild für die Republik zu gewinnen.
Eines scheint bereits sicher: Die Überträger des Virus sind in der Hauptsache Erwachsene. Und damit stimmt auch das Drosten´sche Argument für die KiTa- und Schulschließungen nicht.


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#651

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 20.06.2020 17:32
von Meridian | 2.905 Beiträge

Irgendwie regen mich die Äußerungen von Dorothea Bär auf.

https://www.welt.de/politik/deutschland/...-zu-kaufen.html

Auf meinem Smartphone würde übrigens die Corona-App laufen. Das mal nebenbei. Doch hätte ich ein älteres Modell, würde ich deswegen kein neues Handy kaufen (egal ob ich das Geld dafür hätte). Ein neues wäre erst dann fällig, wenn das alte dem Ende zuginge. Alles andere führt zu unnötigem Elektroschrott.



Zu Tönnies:

Immer mehr Missstände kommen raus, wonach selbst zu Lockdown-Zeiten die Mitarbeiter in der Kantine dicht an dicht saßen.

https://www1.wdr.de/nachrichten/themen/c...etrieb-100.html

Zustände wie in Ischgl.

Inzwischen sind über 1000 Mitarbeiter infiziert.

https://www.spiegel.de/wirtschaft/untern...0c-325e1752dbd1


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.


zuletzt bearbeitet 20.06.2020 17:36 | nach oben springen

#652

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 20.06.2020 18:34
von Findus | 2.622 Beiträge

Finde den Fehler. Die App müsste weniger technische Ansprüche stellen, dann könnten mehr Leute sie nutzen.
Und nein, extra ein neues Handy hätte ich mir definitiv auch nicht gekauft. Bei mir ginf die App gerade so drauf - die Handy-Technik ist noch aktuell genug. Ein Modell vorher und ich hätte vor dem gleichen Problem wie du gestanden.


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#653

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 21.06.2020 01:02
von Atue (gelöscht)
avatar

Zitat von Findus im Beitrag #649
Politisches Schlaraffenland ist das, was derzeit an sinnlosem Geldausgeben stattfindet. Nichts dagegen, wenn Hilfsgelder dorthin gehen, wo sie gebraucht werden. Wenn jeder - und eben auch die Großunternehmen mit zumeist Milliardenreserven - Hilfsgelder möchte und deswegen nach Papa Staat schreit, dann führt das schnell an die finanziellen Grenzen des machbaren. Auch mit Keynesianismus oder "sozialdemokratischer" Wirtschaftspolitik hat das Ausschütten eines großen Füllhorns wenig bis gar nichts zu tun.
Nicht nur Monopole tragen dazu bei, dass Wettbewerb verhindert und ohne Plan die Fördergießkanne ausgeschüttet wird. Gleiches tun auch Oligopole. So funktioniert weder Marktwirtschaft noch ein möglicher alternativer Ansatz des Wirtschaftens.

Und die Antwort auf die Frage, warum dir auf einmal die Lufthansa wichtiger ist als der Klimaschutz, die bist du mir obendrein schuldig gelieben.


Was genau hat die Lufthansa-Fragestellung mit Klimaschutz zu tun? Glaubst du im Ernst, wenn es die Lufthansa nicht überlebt, dass dann nicht andere Airlines deren Stellung übernehmen?

Ob das Geldausgeben richtig oder falsch ist - werden wir erst im Nachgang wirklich einschätzen können. Ich habe im Detail bei einigen Maßnahmen auch so meine Zweifel, im Großen und Ganzen halte ich das Paket für besser als sein Ruf.

Ob Marktwirtschaft wirklich ein gutes Modell ist.....das hängt davon ab, was man genau im Detail darunter versteht. Von ungeregelten Märkten halte ich wenig. Denn es geht nicht um Unternehmen, sondern um Menschen!
Oligopole sind in vielen Bereichen des wirtschaftens eine systemische Antwort auf die Herausforderungen gerade von wenig regulierten Märkten. Masse ist häufig ein relevantes Kriterium für Kostenvorteile - was genau zu zunehmender Konzentration und schließlich zur Oligopolbildung (oder schlimmer noch Monopolbildung) führt.
Technisch herausfordernde superoptimierte Prozesse können kleine Unternehmen oftmals gar nicht leisten - was sie nicht zwingend besser macht zu Großunternehmen.
Ein Beispiel: Der Handel.
Beim kleinen Händler Vor Ort, der auch noch unabhängig ist, ist die Ware oft teuer. Die Mitarbeiter werden unter Tarif bezahlt. Den besten Preis bekommt der Kunde bei den Oligolopolisten von EDEKA, REWE, ALDI und LIDL, wenn es um normale Güter des täglichen Bedarfs geht. In Nischen spielen seinerseits Oligopole noch eine relevante Rolle. All diese Großunternehmen zahlen in der Tendenz trotz niedrigerer Preise die eigenen Mitarbeiter besser als die kleinen Marktteilnehmer.

Sollte uns das zu denken geben? In jedem Fall!


Niedrige Stückkosten sind einfach nicht ohne eine gewisse Konzentration zu machen. Wenn wir in Oligopolen Nachteile sehen, müssen wir die auf anderem Wege (beispielsweise passende politische Rahmen) bekämpfen.
Die Idee, dass es die bessere Antwort wäre, wenn jeder sein eigener Unternehmer wäre, ist hingegen falsch und unwirtschaftlich.

OHNE eine gute Wirtschaft, befürchte ich auch für die Umweltthematik das Schlimmste!



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#654

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 21.06.2020 18:11
von Meridian | 2.905 Beiträge

Nicht vergessen. Es gibt neben den Oligopolen immer noch die "Hidden Champions". Kleine bis mittlere Unternehmen, die auf die Produktion eines einzigartigen Produkts oder einer einzigartigen Dienstleitung spezialisiert sind. Dabei sind sie oft Weltspitze in diesem Metier. Mag sein, dass es das Produkt auch anderswo gibt, aber beim Hidden Champion in einzigartiger Qualität oder zu einem konkurrenzlos gutem Preis-Leistungs-Verhältnis. Große Bekanntheit haben sie nicht (deswegen auch "hidden").

Ein britischer Wirtschaftsforscher hat sich damit befasst, was an der deutschen Wirtschaft besser läuft als in weiten Teilen anderswo. Die Oligopole, also die großen Unternehmen wären nicht die Ursache. Ab einer bestimmten Unternehmensgröße gleicht sich deren Effektivität immer mehr an, und es gibt mit zunehmender Größe immer mehr "staatliche" Strukturen darin. Dem Forscher fiel auf, dass die Dichte an Hidden Champions in DE höher ist als in den meisten anderen Ländern.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hidden_Champion

Oligopole sorgen bestimmt für eine funktionierende Wirtschaft, aber schau mal nach Südkorea. Ja, es ist ein wirtschaftlich starkes Land, aber es hat fast keinen Mittelstand. Dafür sorgen die großen Oligopole wie Samsung. Die Forderung nach einer mittelständischen Unternehmerstruktur wird aber dort lauter. Offenbar erhofft man sich eine eine stabilere Wirtschaft gegenüber Krisen. Aber auch, dass abgelegene Regionen, die Großunternehmen gerne übersehen, belebt werden.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#655

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 21.06.2020 21:02
von Findus | 2.622 Beiträge

Zitat von Atue im Beitrag #653
Was genau hat die Lufthansa-Fragestellung mit Klimaschutz zu tun? Glaubst du im Ernst, wenn es die Lufthansa nicht überlebt, dass dann nicht andere Airlines deren Stellung übernehmen?

Ob das Geldausgeben richtig oder falsch ist - werden wir erst im Nachgang wirklich einschätzen können. Ich habe im Detail bei einigen Maßnahmen auch so meine Zweifel, im Großen und Ganzen halte ich das Paket für besser als sein Ruf.



Da das nach deiner Auffassung aufs gleiche rauskommt müsstest du eigentlich fordern, die Rettungsgelder lieber in die Klimarettung zu stecken. Ich werde aus dir nicht unbedingt immer schlau, Atue. Dein Plädoyer für die Lufthansa hat mich schlicht ein wenig überrascht.
Ansonsten bliebe die Frage, ob der Staat in einer Marktwirtschaft Großunternehmen retten sollte und so die Gewichte am Markt künstlich beeinflussen sollte. Du hast Recht, wie das Rettungspaket am Ende wirkt, muss man sehen. Es ist jedoch kein "New Deal" oder "Green New Deal".

Zitat von Atue im Beitrag #653
Ob Marktwirtschaft wirklich ein gutes Modell ist.....das hängt davon ab, was man genau im Detail darunter versteht. Von ungeregelten Märkten halte ich wenig. Denn es geht nicht um Unternehmen, sondern um Menschen!


Ich muss dir absolut Recht geben, dass es um die Menschen geht. Wirtschaft muss den Menschen dienen, nicht umgekehrt.

Zitat

Oligopole sind in vielen Bereichen des wirtschaftens eine systemische Antwort auf die Herausforderungen gerade von wenig regulierten Märkten. Masse ist häufig ein relevantes Kriterium für Kostenvorteile - was genau zu zunehmender Konzentration und schließlich zur Oligopolbildung (oder schlimmer noch Monopolbildung) führt.
Technisch herausfordernde superoptimierte Prozesse können kleine Unternehmen oftmals gar nicht leisten - was sie nicht zwingend besser macht zu Großunternehmen.
Ein Beispiel: Der Handel.
Beim kleinen Händler Vor Ort, der auch noch unabhängig ist, ist die Ware oft teuer. Die Mitarbeiter werden unter Tarif bezahlt. Den besten Preis bekommt der Kunde bei den Oligolopolisten von EDEKA, REWE, ALDI und LIDL, wenn es um normale Güter des täglichen Bedarfs geht. In Nischen spielen seinerseits Oligopole noch eine relevante Rolle. All diese Großunternehmen zahlen in der Tendenz trotz niedrigerer Preise die eigenen Mitarbeiter besser als die kleinen Marktteilnehmer.



Das sagt nichts über die Qualität eines Produkts aus. Und diese müsste man vor einem ernsthaften Preisvergleich beschrieben haben. Billig ist am Ende nicht unbedingt preiswert. Oder um wieder auf den Handel zu kommen: Frisch vom kleinen Bio-Hof aus der Region ist schlicht besser als aus dem Supermarkt mit langen Lieferketten. An einigen Orten entstehen doch bereits gerade auf Lebensmittel bezogen wieder Genossenschaften und auch genossenschaftlich organisierte Dorfläden dort, wo der Oligopolist nicht mehr hingeht.
Das Oligopole für eine ideale Versorgung in der weiten Fläche sorgen, ist ein Märchen. Das mag auf die Städte bezogen vielleicht stimmen, sobald du auf dem Land bist nicht mehr zwingend.

Mit dem Gesetz der Masse muss ich dir wieder Recht geben, dafür ist die entsprechende Ware jedoch auch hochstandardisiert.

Es ist vielleicht auch die Frage, was du an Waren bekommen willst.

Zitat

Niedrige Stückkosten sind einfach nicht ohne eine gewisse Konzentration zu machen. Wenn wir in Oligopolen Nachteile sehen, müssen wir die auf anderem Wege (beispielsweise passende politische Rahmen) bekämpfen.
Die Idee, dass es die bessere Antwort wäre, wenn jeder sein eigener Unternehmer wäre, ist hingegen falsch und unwirtschaftlich.



Hier dient also der Mensch doch wieder der Wirtschaft? Die Arbeitswelt wird mit so einer Sichtweise sicherlich nicht humaner. Oder welche Wege siehst du, diesen Nachteil des Oligopols / Monopols auszugleichen? Mir geht gedanklich bei Oligopol gerade die Situation der Werkvertrags-Beschäftigten durch den Kopf.



zuletzt bearbeitet 21.06.2020 21:05 | nach oben springen

#656

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 21.06.2020 21:07
von Findus | 2.622 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #654

Oligopole sorgen bestimmt für eine funktionierende Wirtschaft, aber schau mal nach Südkorea. Ja, es ist ein wirtschaftlich starkes Land, aber es hat fast keinen Mittelstand. Dafür sorgen die großen Oligopole wie Samsung. Die Forderung nach einer mittelständischen Unternehmerstruktur wird aber dort lauter. Offenbar erhofft man sich eine eine stabilere Wirtschaft gegenüber Krisen. Aber auch, dass abgelegene Regionen, die Großunternehmen gerne übersehen, belebt werden.


Hast du mehr Informationen, Meridian?


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#657

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 21.06.2020 21:53
von Meridian | 2.905 Beiträge

@Findus

http://www.willi-stengel.de/chaebol.htm

https://de.wikipedia.org/wiki/Jaebeol

Dafür haben diese Großunternehmen eine ungewöhnlich breite Diversivizierung, wie es am ehesten noch bei Siemens vergleichbar ist. Doch diese 30 Jaebeols (Chaebol ist eine andere Schreibweise) erwirtschaften offenbar 90% der des BIPs von Südkorea. Da gibt es für ein Klein- und Mittelunternehmertum keinen Platz. Welche Macht von denen ausgeht, kann man nur erahnen.

Nun ist Korea ebenso wie Japan und das übrige Ostasien vom Mittelalter recht schnell ins technische Zeitalter geschlittert. Im Grunde genommen repräsentieren die Jaebeols die Clans aus dem Mittelalter.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#658

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 22.06.2020 00:03
von Atue (gelöscht)
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Ich will gar nicht falsch verstanden werden. Ich bin kein Fan von Oligopolen - ich habe aber ein Verständnis dafür, warum es Oligopole gibt, und welche Funktion sie in der Wirtschaft übernehmen.
Aufgabe des Staates ist es, zu verhindern, dass Oligopole neue hidden Champions zu erfolgreich verhindern können. Ansonsten ist es gerade eine Stärke westlicher Wirtschaftssysteme, dass sie immer wieder hochgradig prozessoptimierte Oligopole hervorbringen (die sind aus kostengründen recht optimal) - aber eben auch offen genug neue Entwicklungen zulassen.

Die systemische Schwäche von Oligopolen liegt gerade darin, dass sie in der Breite gut und günstig bedienen, aber auf spezielle Konsumentengruppen nur unzureichend Antworten haben. Das lässt prinzipiell Raum für kleine spezialisierte Unternehmen, die diesen Raum aufgreifen - wenn die Oligopole über Lobbyarbeit in der Politik oder auch durch Aufkaufen die lästige Konkurrenz nicht immer wieder verhindern. Über längere Zeiträume gelingt das Verhindern aber regelmäßig nicht!
(Selbst international sind die besten Tage der OPEC als Oligopol längst vorbei.....)

Und dann kann es auch dazu kommen, dass neue Player in einem nur leicht modifizierten Markt relativ schnell an Bedeutung gewinnen, und sogar selbst in die Riege der Oligopolisten aufsteigen - und andere vielleicht sogar zurückdrängen oder gar gänzlich aus dem Markt schmeißen.

Beispiele dafür gibt es viele - beispielsweise im Mobilfunkmarkt Nokia oder Blackberry.
Im Automobilmarkt zeichnet sich ab, dass die einstige Oligopolstellung durch den Schwenk auf Elektromobilität neu aufgemischt wird. Tesla wird sich wohl als ernst zu nehmender Player etablieren - andere ehemals Große mussten schon fusionieren.

Im Bereich der Computer gab es ein Fast-Monopol von IBM - heute spielt IBM nicht mehr in der ersten Reihe mit.

Und @Findus: Warum ich für die Rettung von Lufthansa bin:
Lufthansa hat prinzipiell ein gut funktionierendes Geschäftsmodell. ALLE Unternehmen, die allein deshalb in die Krise kommen, weil durch politische Entscheidungen rund um Corona dieses Geschäftsmodell verloren ging, sollten gerettet werden, soweit das sinnvoll ist. Das gilt für kleine Restaurants, Eventmanager aber auch für die Lufthansa.

Lufthansa wehrt sich nicht mehr als andere Flugunternehmen gegen Maßnahmen, die einen green Deal bedeuten würden. Lufthansa sollte man einen Green Deal zumuten - wie anderen Flugunternehmen auch. Nur - ob dann Lufthansa oder nur Ryan Air oder wer auch immer gut mit dem Green Deal zurecht kommt - das ist ein gänzlich anderes Thema als die Bewältigung der Corona Krise. Würde Lufthansa ins Schlingern kommen, weil sie nicht agil genug auf die Anforderungen der Klimapolitik reagieren können, wäre mein Mitleid anders. Für Corona aber kann die Lufthansa nichts - deshalb halte ich in diesem Fall Staatshilfen für gerechtfertigt.



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#659

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 22.06.2020 10:23
von heiner | 881 Beiträge

Ein Oligarch ist ein reicher Mensch, der auf Grund seines Reichtums und eines ausgeprägten Willens zur politischen Gestaltung, in einem Land, wo man ihn machen lässt, Einfluss erreicht, den er allein mit seinem Reichtum nicht bekommt. Bill Gates könnte man als Beispiel aufrufen.


Wir wollen eine Gesellschaft, die mehr Freiheit bietet und mehr Mitverantwortung fordert. (Willy Brandt)
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#660

RE: Neue Entwicklungen

in Medizin und Psychologie 23.06.2020 00:13
von Atue (gelöscht)
avatar

Oligopole und Oligarchen sind schon noch mal zu unterscheiden.

Bill Gates würde ich nicht als Oligarchen bezeichnen! In vielerlei Hinsicht denkt der Mann eigentlich ziemlich vernünftig. Ich weiß nicht, wieso so eine Hetzkampagne gegen ihn läuft. Vor allem deshalb nicht, weil er sich eigentlich aus sehr vielen Themen deutlich ausgeklinkt hat und sich ziemlich zurücknimmt - trotz seiner prinzipiellen Möglichkeiten über seinen Reichtum.

Was genau ist also schlimm an Bill Gates?



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