#526

RE: Boris Palmer

in Medizin und Psychologie 30.04.2020 22:53
von Atue (gelöscht)
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Ich widerspreche euch an dieser Stelle mal, weil mir eure Argumente auf meinen Einwurf teilweise scheinheilig vorkommen. Verzeiht die harte Sprache - es geht mir gar nicht um einen persönlichen Vorwurf, sondern einmal mehr darum, in eine echte Diskussion dazu zu kommen. Ich habe geschrieben:

Zitat von Atue im Beitrag #516
Aufgrund der derzeitigen Strategie liegt die Wirtschaft am Boden, und die Staatsverschuldung steigt. Zukünftig wird also wieder gespart. Wahrscheinlich auch am Gesundheitssystem! Sterben also die Jungen von heute statistisch zukünftig früher, weil wir heute eine Gesamtstrategie fahren, die das Leben von vor allem schwer kranken älteren Menschen heute um wenige Wochen verlängert wird?
Wird da nicht auch das eine Leben gegen das andere Leben faktisch ausgespielt?


Und reflexartig wird die gesellschaftlich genormte Antwort gegeben, dass man das so noch nicht mal fragen darf.

Faktisch aber kommen dann die Klagen über die Beschränkungen hier, und die Beschränkungen da, es wird mehr Freiheit gefordert, und dann noch weniger Masken, und die Vorgaben der Politik werden als falsch und überzogen dargestellt.

Nur - das oberste Ziel ist doch Corona mit möglichst wenig Kranken zu überstehen - andere Zielsetzungen, die ich ja vorgeschlagen hatte, werden doch konsequent abgelehnt, mit der Ethikkeule, dass das unethisch wäre.....(also das ist, was bei mir beim Lesen ankommt.....)

WENN aber das oberste Ziel ist, möglichst wenig Kranke oder gar Tote zu riskieren, dann darf die Wirtschaft ruhig vor die Hunde gehen, weil jede einzelne Maßnahme die die Regierung beschlossen hat, auf genau das Ziel einzahlt. Dann sind auch alle Klagen nicht wirklich ehrlich - denn letzten Endes bedeutet jedes Aufheben von auch nur einer einzelnen Maßnahme der Regierung mehr soziale Kontakte - und damit mehr Risiko vor allem für die Risikogruppen.

Diese Art der Argumentation halte ich für scheinheilig - weil letzten Endes in dieser Art der Argumentation nichts anderes liegt als die Forderung, nochmals genau hinzuschauen, ob das, was da an Maßnahmen getroffen wird, nicht auch ausgewogener geht.

Genau das aber ist dann meine Forderung - das Infragestellen der einseitigen Risikovermeidung für genau einen fragwürdigen Zweck - während die eigentliche Prämisse die Menschenwürde ist. Und nein - die Menschenwürde nimmt selbstverständlich auch und gerade im Alter nicht ab, aber gerade weil ALLE Menschen ein Recht auf Menschenwürde haben, geht es nur mit Abwägen!

Denn zur Menschenwürde gehört auch dazu, dass die auch für Kinder gilt, die man nicht mehr spielen lässt. Sie gilt auch für Jugendliche, die durchaus auch aus Gründen der Menschenwürde ein Recht auf Schule haben - und zwar inklusive der sozialen Interaktion mit Mitschülern und Lehrern. Es gehört auch dazu, dass man Einkaufen darf, auch Arbeiten darf etc.etc.etc.....

Klar ist aber, dass in Zeiten einer Pandämie eben nicht alles geht. Es müssen Rechte beschnitten werden, denn sonst wird man der Pandämie nicht Herr.
Nur - Ausgewogen darf es schon sein - auch klar inklusive dem vernünftigen Schutz von Risikogruppen.

Nur - ich kenne auch ganz persönlich einen Fall, da wurde einer Kollegin (Risikogruppe) eine dringend benötigte Dialyse abgesagt, weil man die Betten im entsprechenden Krankenhaus für potentielle Coronafälle aufbereitet hat- und dann die Aussage kam,dass eine Dialyse derzeit unter diesen Umständen nicht mehr sicher durchgeführt werden kann.

Auch hier wurde schon mal vorsorglich das Leben von möglichen Corona-Patienten als wichtiger eingestuft, als das Leben eines Menschen, der halt zufällig gleichzeitig eine andere Krankheit mit anderen Bedürfnissen hatte. E
DAS ist nur ein Beispiel von mehreren, durch die ich durchaus die Fragen stelle, ob hier bei der alleinigen Konzentration darauf, auch noch das letzte Leben eines Coronainfizierten zu retten, dies nicht faktisch auf dem Rücken anderer geschieht, die derzeit nicht so in der Öffentlichkeit stehen.

Keine Frage - ich würde immer auch (!) versuchen, das Leben auch noch des letzten Coronapatienten zu retten - aber dies bitte nicht auf Kosten Dritter, sondern immer auch unter dem Versuch, allen anderen berechtigten Interessen gleicher Priorität ebenfalls gerecht zu werden.

Die Triage, die man vermeiden will, findet sonst doch statt! Allerdings nicht unter sorgfältigen medizinischen Abwägungen, sondern rein gesteuert dadurch, was Medien gerade als besonders berichtenswert einstufen.
Und auch das ist keine Schelte an den Medien - die machen ihren Job.
Der Job der Politik aber ist es, für angemessenen Interessensausgleich zu sorgen. Und Interessen haben eben nicht nur die Schwerstkranken die sich dann auch noch mit Corona infizieren - sondern wie ihr ja eigentlich auch schon richtig feststellt, auch alle anderen.



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#527

RE: Boris Palmer

in Medizin und Psychologie 01.05.2020 09:44
von Findus | 2.622 Beiträge

Zitat von Anthea im Beitrag #521
Ich habe gar keine Lust, in irgendein Geschäft zu gehen, um z.B. Mode anzusehen. Ich finde das Maskentragen schrecklich. War heute im Media Markt, weil ich eine Tastatur mit Mouse für den Fernseher haben wollte. Was das mit der Absperrung soll, damit nur 800 qm für Kundschaft verfügbar sind, entzieht sich meiner Vorstellung.

---


Das geht mir ganz genau so, Anthea.
Die Maske erreicht ihr Ziel, wir bleiben alle weiterhin zu Hause.


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#528

RE: Boris Palmer

in Medizin und Psychologie 01.05.2020 12:04
von Anthea | 12.634 Beiträge

@ Atue

Zuerst einmal bin ich durchaus für Vernunft und demzufolge auch für Schutz.
Nur müssen Maßnahmen als merkwürdig, wenn nicht gar suspekt erscheinen, so diese für Wochen gar nicht als sinnvolle Regularien benannt wurden und plötzlich dann doch unter Androhung zum Teil empfindlicher Strafen. In dem Falle geht es um das Maskentragen. Wo gesagt wurde, dass es keinen Eigenschutz bieten würde, sondern lediglich für die anderen Schutz bieten würde. Was geschah? So mir Leute mit Masken begegneten, machte ich einen noch größeren Bogen um diese als mögliche Infektionsträger.

Jetzt, wo die Maske Pflicht ist, bemerke ich zusehends, dass dafür die Abstandsregelung nicht mehr so ernst genommen wird. Da rücken zuweilen Leute einem an der Kasse oder beim Suchen in einem Regal des Supermarktes mehr "auf die Pelle". Ist das jetzt so etwas wie Belzebub mit Belzebub vertreiben? Kontraproduktiv. Aber ich halte mich selbstverständlich an Regeln - aber nicht ohne Hinterfragung und Skepsis.

Wenn ein Krankenhaus z.B. eine Meldung von einem schlimmen Unglück erhält und die Rettungswagen mit vielen Schwerverletzten auf den Weg sind, dann ist Eile geboten und eine Bewertung der Wichtigkeit und Vorrangigkeit einer Situation. Ich denke nicht, dass man deswegen einen Patienten auf dem OP-Tisch verbluten lässt p.e., jedoch müssen dann andere OP's oder Behandlungen aufgeschoben oder verlagert werden, wo nicht erwartet werden muss, dass ein Patient deswegen direkt verstirbt wie bsp. die zu beatmenden Corona-Patienten. Ich denke mal, dass deine Bekannte ihre Analyse anderswo hat erhalten können oder diese trotz Terminvergabe dennoch aufschiebbar war?

Du führst in Bezug auf "Menschenwürde" Kinder und ihre Spielplätze etc. an. Ich finde nicht, dass das mit "Würde" zu tun hat, wenn die Kinder auf ihre Schaukeln und Klettergerüste verzichten müssen.Das ist so, als wollte man einen Art. 23 Recht auf Arbeit zum Vergleich nehmen - steht für die human rights. Fazit ist aber doch, dass dort, wo nichts ist, der Kaiser sein Recht verloren hat.... Da kann noch so viel lamentiert werden, wo nichts ist, da ist nichts möglich. Den Umständen geschuldet.

Eine Logik erschließt sich mir auch nicht so ganz
Es wird mit den älteren Mitbürgern ein besonderer Kreis genannt, der "gefährdet" sei. Somit gibt es die - jüngeren! - Menschen als Gefährder. Man zieht doch eigentlich normalerweise "Gefährder" aus dem Verkehr? Warum werden denn die Gefährdeten, also z.B. ältere Menschen in (Senioren)Heimen bestraft, indem man sie isoliert? Warum nicht die anderen "kasernieren" oder durchtesten?

Aber um auf das Thema Boris Palmer zurückzukommen.

"Für die Wortwahl hat Grünen-Politiker Palmer sich mittlerweile entschuldigt – seine Einschätzung bleibt aber bestehen. „Wenn die UNO sagt, dass die absichtliche Wirtschaftskrise, die wir jetzt herbeiführen, in den kommenden Jahren zu einer höheren Kindersterblichkeit in ärmeren Ländern führt, dann finde ich, dass wir uns unsere Verantwortung dafür bewusst machen müssen.“
Palmer wünscht sich eine Strategie, bei der die Wirtschaft möglichst schnell hochgefahren wird, um die Auswirkungen auf die Menschen in Entwicklungsländern zu reduzieren. Den Schutz für ältere Menschen müsste man natürlich erhöhen, meint Palmer und spricht von einer „Fort Knox“-Strategie, die Senioren zwar nicht einsperrt, aber vom Rest der Gesellschaft abschottet.
Das würde bedeuten: Einkaufen nur zu bestimmten Uhrzeiten, ausschließlich digitaler Kontakt zu Verwandten, Transport mit Taxis und vor allem wenig Selbstständigkeit und Freiheit für Ältere. „Den Jüngeren müssen wir dagegen mehr Freiraum für wirtschaftliche Tätigkeiten geben“, erklärt Palmer. Auf Karl Lauterbachs Einwand, dass auch viele jüngere Bürger ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe hätten, erwidert Palmer, dass er glaubt, dass man „risikodifferenziert“ vorgehen könne."

https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuer...nschen-100.html

https://www.morgenpost.de/kultur/tv/arti...n-ZDF-Talk.html

Das ist Diskriminierung auf höchster Stufe. Und wie immer kommt die versuchte Totschlagkeule der "armen Kinderchen in anderen Ländern". Bedauerlich ja, dass es dies gibt. Aber erst einmal kommt Deutschland und als oberste Prämisse Bewältigung der eigenen schwerwiegenden Probleme wie momentan durch die Pandämie.

Und da sind solche Vorstellungen von Palmer nur einfach zynisch zu benennen. Seine "Entschuldigung" ist lediglich dem Eigenschutz gewidmet und deshalb verlogen und heuchlerisch. Palmer geht gar nicht!

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#529

Pinguine übernehmen die Macht

in Medizin und Psychologie 01.05.2020 12:18
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Moin liebe Gemeinde,

ich sah gerade etwas, was mein Herz erfrischte.

In Südafrika hat sich offenbar eine Pinguin Gang gesammelt. Und sie erobern die Straßen und Gärten.

Bravo !

Bestimmt ist das Spezialkommando aus dem Film "Madagascar".

Pinguin-Spezialkommando

Lieben Gruß aus dem alten Land !

PS: Süß, die kleinen Racker


Imperare sibi maximum bellum est
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#530

RE: Boris Palmer

in Medizin und Psychologie 01.05.2020 12:18
von Meridian | 2.905 Beiträge

Ich frage mich, ob Palmer zu sehr unter seinem als ruppig bekannten Vater gelitten hat und sich nun stellvertretend an alle alten Menschen rächen will. Solche Menschen mit Rachegefühlen gibt es mehr, als man glaubt. Oft handeln sie dabei unbewusst. Sollte das für Palmer zutreffen, dann hat er in der Politik nichts verloren. Auch nicht in bestimmten Teilen der Wirtschaft. Wenn er einen Vaterkomplex hat, soll er es wie Franz Kafka machen, der sein Problem schriftstellerisch angegangen ist, wenn auch nicht erfolgreich im Sinne einer Selbstheilung. Immerhin war Kafka dadurch nicht in einer Position, anderen Menschen zu schaden. Doch heute gibt es im Gegensatz zu damals reichlich Therapeuten.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#531

RE: Pinguine übernehmen die Macht

in Medizin und Psychologie 01.05.2020 14:32
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Zitat von SirPorthos im Beitrag #529
...
In Südafrika hat sich offenbar eine Pinguin Gang gesammelt. Und sie erobern die Straßen und Gärten.

Bravo !
...


Was wird dann hier einziehen???
https://www.der-postillon.com/2020/05/ber-coronakrise.html


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
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#532

RE: Pinguine übernehmen die Macht

in Medizin und Psychologie 01.05.2020 15:05
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Das überlasse ich ihm da oben !

Vielleicht Bären....das hat doch was !


Lieben Gruß aus dem alten Land !


Imperare sibi maximum bellum est
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#533

RE: Pinguine übernehmen die Macht

in Medizin und Psychologie 01.05.2020 16:06
von Meridian | 2.905 Beiträge

Zitat von SirPorthos im Beitrag #532
Das überlasse ich ihm da oben !

Vielleicht Bären....das hat doch was !


Lieben Gruß aus dem alten Land !


Nein, es werden Mammuts.

https://www.der-postillon.com/search?q=mammut

---------------------------------------------------

Im Ernst: Es ist immer wieder eine Wonne, den so klaren Himmel zu sehen. Die letzten 2 Tage hat es immer wieder geregnet, und zwar immerhin etwas mehr als vorhergesagt. (Im regenarmen Nordosten war nicht viel erwartet.) Gestern gab es sogar ein kurzes Gewitter. Und heute? Der Himmel ist durch den Regen noch mehr reingewaschen, als er ohnehin schon war. Ein Himmel aus Quellwolken und einer derartigen Bläue, dass die Wolken wie gemalt wirken. Dabei ist es eine mäßig warme Meeresluft, die normalerweise nicht so sehr durch klaren Himmel glänzt. Diese starke Bläue passt eher zu arktischer Luft. Nun, sie könnte nächste Woche sogar kommen. Der Regen soll nachlassen, aber dafür stehen die Eisheiligen in Lauerposition. Sie kämen aber 1 Woche zu früh.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#534

RE: Pinguine übernehmen die Macht

in Medizin und Psychologie 01.05.2020 16:18
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #533
Zitat von SirPorthos im Beitrag #532
Das überlasse ich ihm da oben !

Vielleicht Bären....das hat doch was !


Lieben Gruß aus dem alten Land !


Nein, es werden Mammuts.

https://www.der-postillon.com/search?q=mammut

---------------------------------------------------

Im Ernst: Es ist immer wieder eine Wonne, den so klaren Himmel zu sehen. Die letzten 2 Tage hat es immer wieder geregnet, und zwar immerhin etwas mehr als vorhergesagt. (Im regenarmen Nordosten war nicht viel erwartet.) Gestern gab es sogar ein kurzes Gewitter. Und heute? Der Himmel ist durch den Regen noch mehr reingewaschen, als er ohnehin schon war. Ein Himmel aus Quellwolken und einer derartigen Bläue, dass die Wolken wie gemalt wirken. Dabei ist es eine mäßig warme Meeresluft, die normalerweise nicht so sehr durch klaren Himmel glänzt. Diese starke Bläue passt eher zu arktischer Luft. Nun, sie könnte nächste Woche sogar kommen. Der Regen soll nachlassen, aber dafür stehen die Eisheiligen in Lauerposition. Sie kämen aber 1 Woche zu früh.





Es gibt keine sozialeren Tiere als Elefanten. Ich liebe sie. Groß, stark, sozial, tapfer und gutmütig. Aber kampfbereit.

Damit bin ich einverstanden !

Lieben Gruß aus dem alten Land !


Imperare sibi maximum bellum est


zuletzt bearbeitet 01.05.2020 16:21 | nach oben springen

#535

RE: Pinguine übernehmen die Macht

in Medizin und Psychologie 01.05.2020 16:56
von Meridian | 2.905 Beiträge

Sind Delphine nicht noch sozialer? Natürlich nicht als Landtiere. Doch Platz hat es in den sehr zahlreichen Seen in Berlin und Brandenburg.


Die äußere Welt ist der Spiegel deines Inneren.
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#536

RE: Boris Palmer

in Medizin und Psychologie 01.05.2020 17:06
von Atue (gelöscht)
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Zitat von Anthea im Beitrag #528
Eine Logik erschließt sich mir auch nicht so ganz
Es wird mit den älteren Mitbürgern ein besonderer Kreis genannt, der "gefährdet" sei. Somit gibt es die - jüngeren! - Menschen als Gefährder. Man zieht doch eigentlich normalerweise "Gefährder" aus dem Verkehr? Warum werden denn die Gefährdeten, also z.B. ältere Menschen in (Senioren)Heimen bestraft, indem man sie isoliert? Warum nicht die anderen "kasernieren" oder durchtesten?


Hier pickst du dir ein wenig die Rosinen bei deinem Beispiel raus. Tatsächlich ist die Wirklichkeit aber differenzierter. Wenn beispielsweise kleine Kinder im Schwimmbad gefährdet sind, dann gibt man ihnen Schwimmflügel und verbietet, dass sie ohne Eltern ins tiefe Becken gehen. Deine Alternative wäre dann eher, dass man zukünftig nur noch Schwimmbäder baut, in denen die Wassertiefe bei wenigen Zentimetern liegt, damit die Kinder nicht gefährdet werden?

Es gibt zahllose Beispiele, dass man gefährdete Gruppen von Menschen besonders schützt - und andere Beispiele, in denen man die Gefährder aus dem Verkehr zieht. Übrigens sind auch nicht alle jüngeren Menschen automatisch Gefährder - Gefährder sind nur die, die eine Infektion weitertragen. Nichts spricht dagegen (und ist auch gängige Praxis), dass die aus dem Verkehr gezogen werden - wenn man denn weiß, dass sie Gefährder sind, und nicht nur potentielle Gefährder.


Zitat von Anthea im Beitrag #528
Den Schutz für ältere Menschen müsste man natürlich erhöhen, meint Palmer und spricht von einer „Fort Knox“-Strategie, die Senioren zwar nicht einsperrt, aber vom Rest der Gesellschaft abschottet.
Das würde bedeuten: Einkaufen nur zu bestimmten Uhrzeiten, ausschließlich digitaler Kontakt zu Verwandten, Transport mit Taxis und vor allem wenig Selbstständigkeit und Freiheit für Ältere. „Den Jüngeren müssen wir dagegen mehr Freiraum für wirtschaftliche Tätigkeiten geben“, erklärt Palmer. Auf Karl Lauterbachs Einwand, dass auch viele jüngere Bürger ein erhöhtes Risiko für schwere Verläufe hätten, erwidert Palmer, dass er glaubt, dass man „risikodifferenziert“ vorgehen könne."


Unabhängig davon, dass ich auch nicht so arg viel von Palmer halte - der Weg kann auch sein, dass man älteren Menschen weitgehend die freie Wahl lässt. Man richtet dann ggf. Zeiten ein, in denen die anderen nicht einkaufen gehen dürfen, die also älteren Menschen oder besser mal allgemeiner gesprochen den Risikogruppen (das sind ja nicht nur Ältere) vorbehalten sind. Voraussetzung für dieses Privileg ist aber, dass sie sich sonst an ein gewisses Maß an Isolation halten - sonst macht es keinen Sinn.

Menschen aus Risikogruppen sollten selbst entscheiden dürfen, wie riskant sie leben wollen. Sofern sie dies noch können. In Pflegeheimen geht dies nicht immer - aber auch dort ist die Frage, wie viel Isolation ist richtig. Denn auch dort richtet die Isolation durchaus auch heute schon Schaden an - Menschen mit Demenz haben kein Verständnis dafür, dass ihre Verwandten sie nicht mehr besuchen kommen und fühlen sich allein gelassen.
Was ist menschenwürdiger - ein wenig mehr Risiko, dafür aber ggf. beim Sterben nicht allein - oder doch die eventuell höhere Lebenserwartung dafür aber alleingelassen und einsam.

Zitat von Anthea im Beitrag #528
Nur müssen Maßnahmen als merkwürdig, wenn nicht gar suspekt erscheinen, so diese für Wochen gar nicht als sinnvolle Regularien benannt wurden und plötzlich dann doch unter Androhung zum Teil empfindlicher Strafen. In dem Falle geht es um das Maskentragen. Wo gesagt wurde, dass es keinen Eigenschutz bieten würde, sondern lediglich für die anderen Schutz bieten würde. Was geschah? So mir Leute mit Masken begegneten, machte ich einen noch größeren Bogen um diese als mögliche Infektionsträger.


Auch Palmer kritisiert vor allem die Maßnahmen - und hinterfragt, was angemessen ist, und fordert einen alternativen Ansatz ein. Den mag man nicht gut finden - aber den aktuellen Kurs zu hinterfragen ist ja inzwischen schon sehr salonfähig geworden.
Die Kanzlerin hat sich auf den Weg gemacht, vor allem das Gesundheitssystem nicht zu überlasten. Um dieses Ziel zu erreichen hat sie sich stark von Wissenschaftlern beraten lassen. Und hier erleben wir dann schon wieder den nächsten Irrtum - Wissenschaftler wissen derzeit noch sehr wenig über das Virus, und ihre Empfehlungen entsprechen regelmäßig der jeweiligen Erkenntnislage kombiniert mit einer Prognose zur Einschätzung, was die Erkenntnislage bedeuten könnte.
Gefordert wird von der Wissenschaft, dass sie eine harte Strategie liefert, wie man gefälligst erfolgreich mit dem Virus umgehen soll. Das ist aber unrealistisch!

Die Maskenthematik war lange Zeit keine Empfehlung der meisten Virologen, weil prinzipiell diese Pflicht den Träger nicht wirklich schützt, und davon ausgegangen wurde, dass man mehr negative Folgen bekommt, als positive. Das Bild hat sich leicht verändert - und die Medien (insbesondere die populäreren) haben dazu auch noch Druck aufgebaut. Positive Erlebnisse mit Masken wurden breit berichtet, und immer wieder die Frage gestellt: Wann kommt sie endlich?
Gerade so, als ob die Medien sicher wüssten, dass Masken sinnvoll sind.
Mein Bild ist, dass mit zunehmend mehr entsprechenden Berichten in den Medien auch die Politik immer mehr auf den Kurs eingeschwungen ist - und die Virologen irgendwann auch gesagt haben, wenn es denn ausreichend viele machen, kann es einen Effekt haben. Bis heute aber ist die Flächenwirksamkeit bei Virologen und Epidemiologen dann doch eher umstritten.

Zitat von Anthea im Beitrag #528
Ich denke mal, dass deine Bekannte ihre Analyse anderswo hat erhalten können oder diese trotz Terminvergabe dennoch aufschiebbar war?


Ja - sie hat aber mit zwei Wochen hoher Unsicherheit und Unklarheit leben müssen - was eine enorm hohe psychische Belastung ist. Das dann noch gepaart mit einer Zwangsisolation - weil sie als hochgradig gefährdet eingestuft wurde.
Dem gegenüber standen faktisch leere Krankenhausbetten, die vor allem vorgehalten wurden, weil man vermutet hat, dass man sie brauchen könnte.

Ich denke - es geht immer um ähnliches - letzten Endes um die Frage, ob das, was politisch entschieden wird, auch angemessen ist. Mir ist dabei völlig klar, dass in Krisenzeiten schnelle Entscheidungen auch und in hoher Unsicherheit getroffen werden müssen. Und es ist klar, dass dies nicht immer gerecht oder angemessen ist. WENN ungerechte Entscheidungen oder nicht angemessene Entscheidungen getroffen wurden, muss auch sichergestellt werden, dass sie wieder korrigiert werden.
Im großen und ganzen sehe ich das bei der Politik in Deutschland bezogen auf Corona als durchaus gelungen an. Deshalb bin ich auch dafür, Kritik angemessen und nicht überzogen zu melden. Zumal die Politik an vielen Stellen erstaunlich flexibel und auch erfreulich schnell Entscheidungen korrigiert hat.



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#537

RE: Pinguine übernehmen die Macht

in Medizin und Psychologie 01.05.2020 18:25
von Hamlets Gummibärchen (gelöscht)
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Zitat von SirPorthos im Beitrag #534
Es gibt keine sozialeren Tiere als Elefanten. Ich liebe sie. Groß, stark, sozial, tapfer und gutmütig. Aber kampfbereit.

Damit bin ich einverstanden !

Die sozialsten Tiere dürften die Wölfe sein. Jedenfalls sozialer als diejenigen, die sie ausrotten.

Die Wölfe sind empört. Zu Recht! Man hat sie der Wölfe Mensch genannt.


"Bosheit, mein Herr, ist der Geist der Kritik, und Kritik bedeutet den Ursprung des Fortschritts und der Aufklärung" (Thomas Mann, Der Zauberberg)

Man kann aus keiner Mücke einen Elefanten machen, aber jeden Elefanten zur Schnecke.


zuletzt bearbeitet 01.05.2020 18:27 | nach oben springen

#538

RE: Pinguine übernehmen die Macht

in Medizin und Psychologie 02.05.2020 18:29
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Ich finde es schön, wenn man über soziale Tiere spricht.
Was mich über die Anerkennung hinaus noch weit mehr freuen würde, wäre den Tieren auch entsprechende Rechte zuzusprechen. Das wäre nun wirklich mal an der Zeit.


Meine Motivation ging heute morgen winkend und lächelnd an mir vorbei
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#539

RE: Pinguine übernehmen die Macht

in Medizin und Psychologie 02.05.2020 19:04
von Anthea | 12.634 Beiträge

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #538
Ich finde es schön, wenn man über soziale Tiere spricht.
Was mich über die Anerkennung hinaus noch weit mehr freuen würde, wäre den Tieren auch entsprechende Rechte zuzusprechen. Das wäre nun wirklich mal an der Zeit.



Lieber Kuschi, das haben gar manche Leute. Z.B. haben diese ihrem Hund Rechte eingeräumt. Derart, dass, wenn der Postzusteller kommt, sie "fass" machen dürfen.

Sorry, kam mich gerade so an. Ich weiß, du lachst.


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi


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#540

RE: Boris Palmer

in Medizin und Psychologie 02.05.2020 21:36
von Dissidentia | 134 Beiträge

Der Umgang und das Ansehen der Alten in DE ist ein Graus. Horrorkabinett.
Sieht man an der Altersarmut in einem der reichsten Länder der Welt.
Unser Rentensystem ist überholt. Positivbeispiele gibt es seit Jahrzehnten genug. Skandinavien, CH, A.

https://www.indianerwww.de/indian/alte-greise.htm

Zitat
In unserer Gesellschaft sind Alte ein Klotz am Bein, so zumindest würde ich es empfinden. Krankenkassen wollen möglichst keine Ausgaben haben.
Die Indianer hingegen verehrten alte Menschen wegen ihrer Lebenserfahrung. Deshalb gab es im Stamm einen sogenannten Ältestenrat.

Die Frage wie die Alten gelebt haben, ist einfach zu beantworten. Genauso wie die übrigen Stammesangehörigen. Wenn sie nicht mehr in der Lage waren sich selbst zu versorgen, übernahm dies der Stamm, die Sippe oder die Familie.

Alte gebrechliche Menschen - dies trifft vor allem bei Prärie-Indianern zu - blieben bei Wanderungen allein zurück, um zu sterben. Nicht die Gesellschaft wollte sich ihrer entledigen, sondern die Alten wählten den Zeitpunkt ihres Todes bei klarem Verstand. Entscheidend war für sie ihr geistiger und körperlicher Gesamtzustand. Angehörige von Naturvölkern wußten, wann der Zeitpunkt gekommen war, in die ewigen Jagdgründe - bei indianischen Völkern - zu gehen.


https://www.shz.de/tipps-trends/beruf-ka...id11054696.html

Zitat
Darüber, wie sich unterschiedliche kulturelle Leitbilder auf das Altern auswirken, gibt es bis dato keine umfassende vergleichende Forschung. Empirische Ergebnisse liegen allein zu den Ländern Brasilien, Norwegen, Frankreich, Großbritannien und Japan vor.
Bezieht man die Aspekte der Hochaltrigkeit und der damit einhergehenden besonderen Bedürftigkeit mit ein, so werden Alternde in Norwegen vergleichsweise am besten behandelt.

– Quelle: https://www.shz.de/11054696 ©2020

http://demenzrisiko.de/vorbild-skandinavien/

Zitat
Damit zum Beispiel die Tochter ihrer Berufsarbeit weiter nachgehen kann, kümmert sich ein kommunaler Pflegedienst um die betreuungsbedürftige alte Mutter. Gemeinsam sucht man nach individuell passenden Lösungen. Feste Bezugspersonen sind ein Selbstverständnis. Wer kann und möchte, verbringt seinen Tag in einer Tagesbetreuung. Diese steht nicht nur – wie bei uns (Kassenleistung) – Demenzkranken offen, sondern jeder alte Mitbürger, der die Gesellschaft sucht, kann dort hin. Gezielt werden Alleinstehende sowie Personen, die zu vereinsamen drohen, eingeladen, weil allgemein bekannt ist, dass diese Menschen besonders gefährdet sind, die Orientierung zu verlieren. Tagesbetreuungsstätten haben die Funktion von Begegnungsstätten, in denen die alten Menschen nicht nur untätig sitzen und mit Essen oder Getränken bedient werden; ihnen wird vielmehr die Möglichkeit gegeben, sich einzubringen. Einkaufen, Kochen, Spülen, Wäscheversorgung und andere Alltagsverrichtungen werden hier gemeinschaftlich gemacht. Natürlich abhängig vom Geschick der Fachkräfte, die diese leiten.


In den ÖR kam mal eine Doku, wie das in Norwegen läuft.

Wenn das in unserer Welt so weiter geht, wird Soylent Green bald Realität.
https://de.wikipedia.org/wiki/%E2%80%A6_...berleben_wollen


Ayn Rand: „Man ist frei die Realität zu ignorieren. Man ist frei, seinen Verstand von jedem Fokus zu befreien und jeden Weg blind hinab zu stolpern, den man möchte. Aber man ist nicht frei, den Abgrund zu vermeiden, den zu sehen man sich weigert.“


zuletzt bearbeitet 02.05.2020 21:37 | nach oben springen


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