Zitat von Atue im Beitrag #17
Warum muss ich überhaupt was über meine Heimat wissen? Wer definiert denn, dass dies so sein muss?
Was genau ist denn Heimat? Was ist Deutschland? Was ist eine Nation? Was ein Staat?
Wenn wir mal den emotionalen Quatsch rauslassen, und uns solchen Fragen rational nähern, kommen wir auf ganz andere Themen zu sprechen!
Wertegemeinschaft? Nettes Ideal.....haben in Deutschland alle Menschen die gleichen Werte? Wäre gut so.....oder?
Lebensgemeinschaft derer, die schon immer hier waren? Also Glück gehabt, hier geboren zu sein? Also darf ich als Glücklicher dann anderen mit weniger Glück dasselbe verwehren?
Hat eine Gemeinschaft das Recht, sich aussuchen zu dürfen, mit wem sie zusammenleben möchte? Könnte man so mal in den Raum schmeißen.....hat aber Konsequenzen! Welche Gemeinschaften genau haben so ein Recht? Und was bedeutet das dann, wenn man zur Minderheit gehört?
Wie ist das mit der Minderheit der muffeligen Alten? Mit der will doch auch keiner zusammenleben.....
Oder mit den Behinderten?
Oder den lärmenden Kindern?
Eigentlich stört mich der Nachbar um die Ecke auch schon lange.....
Und überhaupt....
..ähm....wieso werde ich nun abgeschleppt? Was? Der Nachbar hat mich angeschwärzt?.......
Wie genau leiten wir das Recht ab, dass wir auf unserem Staatsgebiet als Beteiligte einen Staat bilden dürfen - der andere ausschließt und einschließt?
Was alleine eine Definition von "Heimat" anbelangt, so wird darunter meistens der Ort, das Land verstanden, wo man geboren wurde. Man spricht und singt von "mein Heimatland", auch wenn man in der Ferne weilt. Romantische Menschen würden sagen, dass "Heimat" dort ist, wo man "Zu Hause" ist. Angekommen. Im Sinne von "an einem Ort, wo Liebe ist". Solche Menschen würden möglicherweise nicht mehr von ihrem Heimatland sondern Geburtsland sprechen.
Der Mensch ist für die Gemeinschaft geschaffen. "Alle Menschen werden Brüder" ist natürlich Unsinn. Das kann nie auf Dauer funktionieren, dieses "alle haben sich lieb". Somit wird es immer die Interessensgemeinschaften geben, die nun einmal der Verschiedenartigkeit der Menschen Rechnung tragen. "Jeder Doll ist anders" - sagen wir hier im Rheinland. ;-) Und da gibt es auch die temporären "Seilschaften", wo die Gemeinschaft zerbrechen kann, wenn einer los lässt.
Die "Gemeinschaft" eines Staates/Landes ist immer die Ansammlung von Individuen unterschiedlicher Ausrichtung. Was dann natürlich nicht unbedingt als gemeinschaftsförderlich gilt im Sinne von Einigkeit. Oder auch Menschlichkeit.
Aber jeder hat das Recht auf persönliches Gefallen und Missfallen. Sprich: Er darf sich seine "Gemeinschaft" aussuchen. Und das Gute ist im Grunde genommen auch, dass niemand einem anderen eine Gegenwart bzw. Lebensform aufzwingen kann, die diesem nicht gefällt. Die Freiheit der eigenen Entscheidung muss gewährleistet sein.
Und man darf natürlich auch diejenigen mit Naserümpfen bedenken, die nichts mit "lärmenden Kindern" oder "nervenden Alten" zu tun haben wollen. Da greift dann wieder das Recht, diese Leute in eigene Kategorie zu verfrachten. In diejenige, die man ablehnt.
Jedoch meint natürlich die o.a. freie Entscheidung bzgl. persönlicher Lebensform nicht, alles tun zu können, was man möchte, da hier die demokratischen Grundsätze des Mehrheitswillens zuungusten desjenigen der Minderheit zum Tragen kommt. Da heißt es dann für die unterlegene Minderheit, die sich dem Gemeinschaftswillen beugen muss, die Einsicht zu erlangen, Dinge akzeptieren zu müssen, die man nicht ändern kann. Und diese zu erkennen, wie es das Gebet von Niebuhr erfleht.
Nietzsche schrieb von dem Baum, der seine Früchte trägt. Und aus dem heraus unsere Werte und Zweifel erwachsen.
Nicht jedes Jahr ist bei jedem Baum die Ernte gleich gut, wenn der Baum nicht gepflegt wird. Und auch beschnitten, frei gemacht von morschen Ästen und Laubwerk.
All das ist Aufgabe eines guten Gärtners. "Staatstragende" resp. Meinungsbildner müssen diese "Bewusstseinsgärtner" sein.
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