#1

Verkehrspolitik

in Deutschland 12.08.2024 19:05
von Dr. Yes | 1.546 Beiträge

Ще не вмерла України і слава, і воля
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#2

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 12.08.2024 20:45
von Findus | 2.622 Beiträge

Ich hätte jetzt eher dem Lindner im Verdacht gehabt von schnellen Autos zu träumen

Weite Teile der Republik, nämlich der ländliche Raum, haben im Augenblick kaum Alternative zum PKW. Teils sind Städte mit breitem ländlichem Umland nicht für den Personenverkehr ans Bahnnetz angeschlossen. Für 30 Kilometer Strecke kann der öffentliche Nahverkehr teils bis zu 4 Stunden bei 4 Umstiegen brauchen.

Ich hadere sowohl mit den Liberalen als auch mit den Grünen Mobilitätsträumen. Bei den Grünen konzentriert sich Mobilität allein auf die Großstädte - auch eine Fehlsteuerung von Ressourcen. Zitrus-Politik vergisst den ländlichen Raum.



Anthea hat sich bedankt!
zuletzt bearbeitet 12.08.2024 20:47 | nach oben springen

#3

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 13.08.2024 17:20
von Dr. Yes | 1.546 Beiträge

Die FDP versucht ja gerade die Rolle rückwärts in der Verkehrspolitik. Mehr kostenlose Parkplätze in den Innenstädten bzw. eine bundesweite Parkgebühren-Flatrate, weniger Fahrradwege, weniger Fußgängerzonen, dazu Rücknahme des Verbrennerverbots und natürlich kein Tempolimit (stattdessen soll die Formel 1 als "Turbo für Innovationen im Automobilsektor" stärker gefördert werden); Staus sollen durch mehr Straßen vermieden werden. Und die SPD sagt zu allem Ja und Amen. Seit sie in Hessen mit an der Regierung ist, soll nun doch der Ausbau der A5 auf 10 Spuren (!) zwischen Friedberg und Frankfurter Kreuz kommen. Die FDP will mit kostenlosen Parkplätzen in den Innenstädten gerade die Mittelstädte wieder attraktiv machen. Dabei ist das überhaupt nicht das Problem; es ist der Drang der Unternehmen in die Ballungsgebiete und damit Verlust an Arbeitsplätzen, der die Mittelstädte kaputt macht.

Die frühere Bundesministerin für Bildung und Forschung Karliczek meinte mal, wir brauchen nicht an jeder Milchkanne schnelles Internet. Das war Blödsinn. Aber wir brauchen nicht an jeder Milchkanne schienengebundenen ÖPNV. Niemand predigt einen vollständigen Verzicht aufs Auto. Aber es gibt zwei Schwerpunkte bei den Problemen im motorisierten Individualverkehr: die Ballungsgebiete und der Lkw-Transport. Ich kann jetzt nur für Frankfurt sprechen: 30 km, das ist ungefähr von Wiesbaden, Hanau oder Darmstadt nach Frankfurt. Mit der Bahn fährt man da je nach Zugtyp zwischen 20 und 45 Minuten. Es gibt allerdings Leute, die fahren täglich von Limburg oder Fulda mit dem ICE zur Arbeit. Dass sich die Grünen allein auf die Großstädte konzentrieren, ist unrichtig. Allerdings ist bei Baumaßnahmen in den Ballungsgebieten das Kosten-Nutzen-Verhältnis besser, also sollte man dort die Prioritäten setzen. Und es ist natürlich schwer, die Fehler der Vergangenheit zu korrigieren; viele stillgelegte Strecken sind mittlerweile an Investoren verkauft und überbaut worden.

Zum Lkw-Verkehr sage ich mal nichts; seit 50 Jahren höre ich in Sonntagsreden, es müssen mehr Güter auf die Bahn. Aber es geschieht genau das Gegenteil. Just-in-time ist mit der Bahn halt nicht zu machen. Statt hier mehr zu investieren, setzt man auf Prestige-Projekte wie S21, mit der die Fahrzeit auf der Magistrale Paris - Bratislava um 15 Minuten verkürzt wird (dass S21 ohnehin nur ein Immobilienprojekt war, verschweigt man geflissentlich).


Ще не вмерла України і слава, і воля


Anonymer Gutmensch hat sich bedankt!
zuletzt bearbeitet 13.08.2024 17:38 | nach oben springen

#4

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 13.08.2024 18:19
von Findus | 2.622 Beiträge

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #3
Aber wir brauchen nicht an jeder Milchkanne schienengebundenen ÖPNV.


Wie wäre es aber mit in jeder Kreisstadt? Oder im Umkreis von maximal Kilometern?
Wir reden hier ja nicht von irgendwelchen ICE's, sondern von ganz normalen Regionalbahnen. Meinetwegen auch von Privatbahnen, wenn das der Ampel-Kompromiss für die FDP wäre.
Die kleine Milchkanne mit 300 Einwohnern sollte jedoch wenigstens gut mit dem Bus an das Bahnnetz angeschlossen werden.

Grundsätzlich sind wir uns einig Yes, dass ein breiter in der Fläche verankerter und klug durchdachter ÖPNV den Verkehr auf der Straße reduzieren würde. Nur wenn die Grünen soooo freundlich für den ländlichen Raum sind - warum schaffen Sie dann dort kein Angebot, wo es auch Menschen gibt die gerne überhaupt wahrnehmbaren einen Nahverkehr hätten? Grünes Reden passt leider nicht zur Realität auf dem Land - dieser Wahlnachteil hat sich leider auch bei den Europawahlen gezeigt.

Es gibt grundsätzlich eine ganze Reihe stillgelegter Strecken, die reaktiviert werden könnten. Es gibt durch die Länder gefördert erste gute Modelle für diese Reaktivierungen. Ziehe ich verkaufte Flächen ab, bleibt immer noch über Jahre genug zu tun, das seit den 1970er Jahren zerschlagene Bahnnetz wieder zu vervollständigen.

Es würde am Ende wohl heißen müssen: Weniger neue ICE-Trassen, stattdessen mehr Bahn in der Fläche. Die Strategie den Fernverkehr überbordend zu fördern ist eine der Irrationalitäten der Verkehrswegeplanung des Bundes (Rangiert direkt unter Bau neuer Autobhnen).

Wenn die Mobilitätswende gelingen soll, so meine feste Überzeugung, muss der städtische Raum ein Stück von seinem Luxus für das platte (oder auch bergige) Land abgeben.

Und auch am Ende bin ich bei dir Yes, es sind zu viele Sonntagsreden.



Anonymer Gutmensch hat sich bedankt!
zuletzt bearbeitet 13.08.2024 18:27 | nach oben springen

#5

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 13.08.2024 18:31
von Dr. Yes | 1.546 Beiträge

Dein Beitrag klingt, als hätten die Grünen seit Gründung der BRD den Verkehrsminister gestellt.

Egal, worum es geht, die FDP sitzt im Bremserhäuschen, und wer ist schuld?

https://www.youtube.com/watch?v=BH_ablLb9jY


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#6

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 13.08.2024 18:54
von Meridian | 2.904 Beiträge

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #5
Dein Beitrag klingt, als hätten die Grünen seit Gründung der BRD den Verkehrsminister gestellt.

Egal, worum es geht, die FDP sitzt im Bremserhäuschen, und wer ist schuld?

(...)

Die Grünen, weil sie nicht in der Lage sind, die FDPler zu überzeugen.


Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.
(Benjamin Franklin)
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#7

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 13.08.2024 19:17
von Dr. Yes | 1.546 Beiträge

Überzeug' mal den Papst von der Geburtenkontrolle.


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#8

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 13.08.2024 20:02
von Findus | 2.622 Beiträge

Zitat von Dr. Yes im Beitrag #5
Egal, worum es geht, die FDP sitzt im Bremserhäuschen, und wer ist schuld?


Das ist selbst den Jungen Liberalen jetzt aufgefallen: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/fdp-junge-liberale-kritisieren-autoplaene-der-partei-a-c4ce8440-307d-4251-b13d-6e23aefbebf2
Die Jugend kritisiert die Autopläne der FDP - Parteispitze. Für Lindner dürfte das ungewohnt sein.


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#9

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 13.08.2024 20:03
von Findus | 2.622 Beiträge

Zitat von Meridian im Beitrag #6
Die Grünen, weil sie nicht in der Lage sind, die FDPler zu überzeugen.


Zitrus ist keine gute Konstellation in einer Regierung. Zu unterschiedlich das Verständnis von Staat und Gesellschaft.
Das am Ende Lösungen nur mit viel reden erarbeiten kannst du somit eigentlich auch keinem der Partner auf Zeit ankreiden. Wie soll es anders gehen?

Die fehlenden Ambitionen für den ländlichen Raum kann man den Zitrus-Parteien hingegen schon zurechnen.



zuletzt bearbeitet 13.08.2024 20:07 | nach oben springen

#10

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 14.08.2024 19:34
von Meridian | 2.904 Beiträge

Meine Antwort, die Grünen wären schuld an der Verkehrspolitik, weil sie die FDP nicht überzeugen können, ist ironisch gemeint, solltet ihr das noch nicht bemerkt haben. Dennoch ist auch ein wenig Ernst dabei. Ich erinnere mich an den Magdeburger Parteitag 1998, wo die Grünen gegen die Parteispitze beschlossen haben, den Benzinpreis auf 5 DM/l erhöhen zu wollen. Von der Basis kam tatsächlich der Vorwurf, die Parteispitze wäre selber schuld, weil sie die Basis nicht vom Gegenteil überzeugt hätte. (Folge war das Scheitern an der 5%-Hürde bei der anschließenden Wahl in Sachsen-Anhalt und auch ein Sinken in den Bundesumfragen, was die rot-grüne Mehrheit in den Umfragen zeitweise wanken ließ. Letztlich reichte es dann doch für den Machtwechsel bei der BT-Wahl 1998.)
Auf jeden Fall habe ich in Erinnerung an den damaligen, abstrusen Vorwurf diese Antwort geschrieben.


Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.
(Benjamin Franklin)
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#11

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 14.08.2024 20:59
von Findus | 2.622 Beiträge

Immerhin löste die Bemerkung Diskussion und Planung des 3-Liter Autos aus. Die Autoindustrie hat angefangen, weniger spritfressend zu planen.


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#12

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 14.08.2024 21:38
von Dr. Yes | 1.546 Beiträge

Und immer größere, schwerere und schnellere Autos gebaut.


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#13

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 14.08.2024 22:23
von Findus | 2.622 Beiträge

Und beim E-Auto geht es genau so weiter.
Der Trend geht zu groß, größer und größten auch bei an sich klimafreundlichen Antriebsarten.



zuletzt bearbeitet 14.08.2024 22:30 | nach oben springen

#14

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 16.08.2024 20:01
von Meridian | 2.904 Beiträge

Und gleich die nächste Postillon-Meldung:

https://www.der-postillon.com/2024/08/autogeld.html

Vielleicht kaufe ich doch noch ein Auto...


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(Benjamin Franklin)
Anthea hat sich bedankt!
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#15

RE: Verkehrspolitik

in Deutschland 20.08.2024 20:26
von Findus | 2.622 Beiträge

Das mag Satire sein. Nur eben wieder so ein Großstädtler - Ding, was an der Realität den Menschen auf dem Land oder auch in der Kleinstadt vorbei geht.

Satire soll überzeichnen und überspitzen um Dinge deutlich zu machen. Doch macht Satire Sinn, wenn sie vielleicht sogar die Menschen die sie erreichen will verschreckt? Zusammenfassend ungewollt kostenfreie Wahlwerbung für Sarah Wagenknecht.



zuletzt bearbeitet 20.08.2024 20:27 | nach oben springen


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