#1

Inaktivität

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 06.01.2019 10:40
von Anthea | 12.626 Beiträge

Ist "Warten" eigentlich eine verlorene Lebenszeit? Aber ohne auf etwas zu warten, das geht eigentlich nicht.

Warten auf…. Das ganze Leben ist eigentlich davon erfüllt. Warten auf einen Durchbruch, eine Heilung, das große Glück…. Vieles Warten ist umsonst. Ein (Godot) Glück, das nicht kommt. Trotzdem wird sich das Warten im menschlichen Leben aus einem Grundbedürfnis heraus nicht abstellen lassen. Denn „Warten“ bedeutet auch Hoffnung, auf „Erlösung“. Wie immer die bei unterschiedlicher Anspruchsillusion sich darstellt.

<<Seinem Tagebuch vertraute Franz Kafka 1911 die Ursache dafür an, warum er «unpünktlich» sei: «weil ich die Schmerzen des Wartens nicht fühle. Ich warte wie ein Rind.» Ob und wie ein Rind wartet, ist schwer zu sagen. Wartet es anders als ein Schaf? Was Kafka sagen will, ist aber vielleicht dies: Franz K. wartet nicht wie ein Mensch. Menschen werden gequält und gepeinigt, wenn sie warten; zumindest bisweilen, nämlich dann, wenn sie warten müssen, aber nicht wollen oder nicht «können». Das Menschenmögliche erschließt sich, verallgemeinert man diesen Wink, im Warten. Ein wenig näher an der Zeitdiagnose, aber sozusagen schmerzfrei formuliert: Der moderne Mensch, transzendental obdachlos geworden, findet Asyl im Warteraum. <<
aus NZZ Online vom 2. September 2008 (aus „Im Warteraum“ - zweierlei philosophische Erfahrung“ vom 20.12.2003)

Warten kann sehr quälend sein, weil die Zeit bis zum Ende des Wartens endlos erscheint. Warten ist „Leere“, die gefüllt werden sollte. Aber viele Wartende sind in einer Starre befangen, entstanden aus einer Hoffnungslosigkeit. Man sehe sich nur einmal in Altenheimen um. Ist dies der „Wartesaal“? Asyl, Heimat oder Vorhof zu einer schon „gelebten“ Leblosigkeit?

„Warten lernen wir gewöhnlich, wenn wir nichts mehr zu erwarten haben“ befand Marie, Freifrau von Ebner-Eschenbach.

Kafka zieht runter, Nietzsche baut auf, wenn dieser schreibt: „„Warten und geduldig sein, das heißt Denken“?Aber denken woran? Es kann nicht Allheilmittel sein, wenn die trüben Gedanken sich beharrlich weigern zu verschwinden. "

Wie viel an Lebenszeit verbringt man mit „Warten“? Unbewusst zwar. Alle? Wie schon Faust sprach: Werd ich zum Augenblicke sagen, verweile doch…. Aber dieser Augenblick kommt nicht und somit bleibt er der Suchende, der Wartende.
Aber im Gegensatz zu vielen anderen Wartenden erfüllt er die Zeit mit Suchen, mit Aktivität. Er ist in Bewegung...

Somit sollte man aktiv Warten. Denn "von nichts kommt nichts". Schon gar nicht von einer stillen Lethargie, einer Duldung, einer "es nutzt ja doch nichts, wenn ich mich bewege" Einstellung.
Änderung bedeutet Bewegung.

---


Ich bin der Wahrheit verpflichtet, wie ich sie jeden Tag erkenne, und nicht der Beständigkeit.
Mahatma Gandhi
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#2

RE: Inaktivität

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 06.01.2019 13:41
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Warten ist allenfalls dann verlorene Lebenszeit, wenn man seinen Kopf auch komplett ausschaltet oder man durchs Warten einfach nichts lernt...


Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie doch bitte die anderen.
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#3

RE: Inaktivität

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 06.01.2019 16:07
von Athineos | 551 Beiträge

Ich glaube, ich warte immer auf etwas, also ich erwarte etwas. Warten ohne Zielrichtung grenzt an Stumpfsinn, warten auf etwas erzeugt Spannung und Leben. Wie soll ich das verdeutlichen? Vielleicht so: lese ich ein Buch, warte ich darauf, wie es weiter geht, wie es endet. Während ich hier schreibe, warte ich auif den nächsten Gedanken. Dieses unbewußte, jedoch zielgerichtete Warten unterscheidet sich natürlich von eineem Wartemn auf Handwerker oder bessere Zeiten. Das eine ist mit Aktivität gepaart, das andere ein eher passives Ausgerichtetsein auf einen Zeitpunkt ..... oder so ......


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#4

RE: Inaktivität

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 09.01.2019 00:29
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Zitat von Athineos im Beitrag #3
I....Während ich hier schreibe, warte ich auif den nächsten Gedanken.....


Oh - das kenne ich auch. Ist nur fatal, wenn plötzlich eine gähnende Leere auftaucht...
Aber das nennt man dann wohl Kreativpausen...


Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie doch bitte die anderen.
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#5

RE: Inaktivität

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 09.01.2019 17:35
von Athineos | 551 Beiträge

Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #4
Zitat von Athineos im Beitrag #3
I....Während ich hier schreibe, warte ich auif den nächsten Gedanken.....


.... eine gähnende Leere ....

...


Hier fällt mir das griechische Wort dafür ein: Χάος = Chaos .....


Μολών λαβέ!
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#6

RE: Inaktivität

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 09.01.2019 18:14
von Teddybär | 1.675 Beiträge

Zitat von Athineos im Beitrag #5
Zitat von kuschelgorilla im Beitrag #4
Zitat von Athineos im Beitrag #3
I....Während ich hier schreibe, warte ich auif den nächsten Gedanken.....


.... eine gähnende Leere ....

...


Hier fällt mir das griechische Wort dafür ein: Χάος = Chaos .....





Manche nennen diese Beschreibung AD(h)S.


Aber dafür gibt’s Medizin




Scheiße, ich habe das Ritalin verlegt.


Es gibt immer ein a🐻|Plüsch ist liebe|🐻🐻🐻 an die Macht|🐻🐻🐻 aller Wälder und Wiesen vereinigt euch!!|The First Reel Director in 🐻wood|
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#7

RE: Inaktivität

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 09.01.2019 20:56
von SirPorthos | 3.127 Beiträge

Ich empfehle einen inspirierenden Schlag auf die Birne. Es muss ja nicht gleich jeder so wild treiben wie ich....aber es hilft !


Si vis pacem para bellum !
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#8

RE: Inaktivität

in Allgemeine philosophische Betrachtungen 10.01.2019 19:15
von kuschelgorilla | 3.292 Beiträge

Zitat von SirPorthos im Beitrag #7
Ich empfehle einen inspirierenden Schlag auf die Birne. Es muss ja nicht gleich jeder so wild treiben wie ich....aber es hilft !


Hm? Dann hätte es sich wohl mit der Aktivität... Kurzschluss? Heißlaufen und der FI springt raus???


Bei Risiken und Nebenwirkungen fragen sie doch bitte die anderen.
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