Zitat von Anthea im Beitrag #15
Völlig zu Recht kritisiert Sahra Wagenknecht z.B. das neue Einwanderungsgesetz, das verabschiedet werden soll.
"Deutschland muss seine Fachkräfte selbst ausbilden", sagte sie der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung. Es sei zynisch, junge Leute mit einem Numerus Clausus vom Studium abzuhalten und "dann die qualifizierten Fachkräfte aus armen Ländern zu holen". Hauptgrund des Arbeitskräftemangels sei ein unterfinanziertes Bildungssystem.
Ich glaube nicht, dass Deutschland seinen Fachkräftemangel mit mehr und besserer Ausbildung lösen kann. Vor allem aber ist es meiner Ansicht nach eine falsche Vorstellung, dass man mit Bildungsangeboten alles lösen kann.
Definitiv gibt es Menschen, die sich nicht weiterbilden wollen, und weitere, die einfach an ihre Grenzen stoßen und nicht weiter können. Das zu ignorieren, wird den Menschen auch nicht gerecht.
Der Hauptgrund des Arbeitskräftemangels ist, dass wir schlicht und einfach ein wirtschaftliches System aufgebaut haben, welches systemisch bedingt nach immer mehr und mehr und mehr sucht - ohne gleichzeitig Nachhaltigkeit ausreichend zu fördern.
Tatsächlich ist es faktisch ein Witz, dass wir inzwischen so viel automatisiert und wegrationalisiert haben, dass wir heute Vollbeschäftigung brauchen, und noch immer einen Fachkräftemangel haben.......
Es ist seit Jahrhunderten ein Grundbemühen des Menschen, dass er stupide Tätigkeiten weg automatisiert. Trotz aller Erfolge arbeiten wir uns heute regelrecht zu Tode, um irgendwie weiter zu kommen...in unserem Bemühen, uns selbst überflüssig zu machen. Gelungen ist uns das nicht.
Statt einer Werte- und Sinnorientierten Gesellschaft näher zu kommen, huldigen wir dem Konsum, dem Wachstum, dem Mammon. Macht uns das mehr zu Menschen? Haben wir deshalb mehr Zeit für Familie? Für Freundschaften?
Was ist wesentlich?
Unser Gesellschaftssystem und damit auch unser Wirtschaftssystem sind recht gut darin, relativen Wohlstand zu generieren - und gleichzeitig Unzufriedenheit zu schüren.
Mit den schneller werdenden Veränderungsprozessen generieren wir gleichzeitig im System Gewinner und Verlierer - wehe du stehst auf der falschen Seite......
WARUM machen wir das - und besser noch die Frage nach dem WOZU?
Es wird Zeit, dass wir uns mehr mit der Frage der Lebensqualität beschäftigen. Ist es wirklich mehr Lebensqualität, wenn wir mehr Zeit mit dem Smartphone als mit unseren Kindern verbringen?
Ist Bildung alles? Nein! Aber ohne Bildung ist vieles weniger!
Trotzdem - es gibt auch ein Recht darauf, auf einem bestimmten Bildungsstand stehen bleiben zu dürfen. Nicht jeder 50-jährige muss noch das Abitur nachholen und ein Studium machen, weil es an Fachkräften fehlt.....und längst nicht jeder Arbeitslose ist mit passender Umschulung ein guter Pädagoge oder Arzt oder Altenpfleger.
Politik muss individueller werden.